Africa - the lost continent?
Ja, als die Anfrage kam, ob wir ein Jahr nach Nairobi ziehen wollten, hatte ich ausser ein paar vagen Bildern von beeindruckender Landschaft und prächtiger Tierwelt, 40 Millionen schwarzen Menschen und wunderbaren Sandstränden kaum eine Ahnung von Kenya. Ich wusste, abgesehen davon, dass im letzten Herbst über 60 Menschen im Westgate Massaker zu Tode kamen, es gefährliche Krankheiten, riesige Armut und unsägliche Korruption gibt, herzlich wenig über das Land in Ostafrika. Inzwischen hat sich zwar so etwas wie ein Ngong Hill der Informationen angehäuft, aber ich fühle mich dem Land und den Menschen da keineswegs näher. Es ist fast eher so, dass mir erst aufgeht, wie fundamental und elementar die Unterschiede zu unserem Leben sind. Wie wenig Ahnung ich von diesem Kontinent habe, den komplizierten Familienbanden, der Motivation, die die Menschen antreibt, ihrem Glauben und ihren Ansichten. Zuweilen scheint mir gar, je mehr ich lese, desto fremder wird mir alles.
Bücher wie ‚The Shadow of the Sun’
von Ryszard Kapuscinski (wirklich durch und durch empfehlenswert für alle, die sich
für Afrika interessieren) oder ‚The
State of Africa’ von Martin Meredith (zugegeben, Letzteres hat vor allem der
Richtige verschlungen und mir ab und zu eine Perle vorgeworfen, meine Lese
beschränkt sich auf Kenya und die Zukunftsaussichten des Kontinents) lassen
mich betroffen, ratlos, traurig, wenn nicht gar hoffnungslos zurück. Natürlich kann
ich diese Aufgaben nicht lösen, und erwartet das auch niemand von mir.
Das Beste oder das Mindeste, was
ich tun kann, ist womöglich, dass ich mit offen Augen und Ohren eintrete und
dankbar und vielleicht sogar ein bisschen demütig bin. Meine Probleme in
Relation setze und weiss, dass nicht nur sie Luxus sind, sondern ich mir auch
Gefühle wie Solidarität, Hilfsbereitschaft und Empathie erst ab einem gewissen Lebensstandard
leisten kann.
Oder wie der Richtige ganz richtig
bemerkt: Afrika (wenn wir es denn so pauschal sagen dürfen) muss nicht so
funktionieren, wie wir uns das vorstellen, es ist vielmehr an uns, einen Weg zu
finden, wie wir damit umgehen können.
Tutaonana
Eure soon-to-be-African-queen
Irène
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