Duncan and Co



„Good morning madam. I don’t do any harm. I’m a nice person. I just want to talk to you.“ Es ist Sonntag, 7.30 Uhr, ich jogge und der junge Mann spricht mich mitten auf dem Feld an. „We can run, I can talk and run.“
„Okay.“ Ich laufe also weiter und der Mann trabt neben mir her. In der Hand hält er einen Badge von G4s, einer der grossen Sicherheitsfirmen in Kenia. „Madam, I have a problem.“
Well, das kommt wenig überraschend. Und Duncan, der junge Mann, kommt auch bald zum Punkt. Vorher aber erzählt er, dass er hier hinter einer der Mauern, die an das Feld grenzen, als Nachtwächter arbeite und soeben seine Schicht beendet habe. Er habe mich schon oft gesehen und heute gedacht, er wolle mich ansprechen. Wegen der anhaltenden finanziellen Krise wolle er zurück in die Schule. Aber leider fehle ihm das nötige Kleingeld dazu. Duncan sieht wirklich sympathisch aus, klingt höflich und ich wünsche ihm nur das Beste. Leider halte ich seine Idee für nutzlos. Es gibt in Kenia so viele Menschen, die sogar mit Studienabschluss keinen guten Job finden, was sollen ihm da ein paar Jahre Schule mehr bringen? Ohne Beziehungen und Geld hat man in diesem Land keine Chance.  
Bildung halte ich trotzdem für wichtig, und ja, wir bezahlen Schulgelder für die Kinder unserer Angestellten. Wenn ich auch nach wie vor finde, dass Kinder in Kenia nicht denken, sondern nur nachplappern lernen, was ich weder gut noch richtig finde, so hoffe ich trotzdem, dass sich pole, pole etwas zum Besseren verändern wird.
Zurück zu Duncan. Natürlich sage ich das alles nicht, sondern erkläre, dass wir nur Menschen Geld geben, die wir wirklich gut kennen. Okay, Duncan kann das verstehen, aber vielleicht rufe ich an der Schule an? Ich weiss nicht, wozu das gut sein soll und schmettere auch diesen Vorschlag ab. Aber vielleicht gebe ich ihm meine Telefonnummer? Sorry, aber ich gebe meine Telefonnummer nicht weiter. Dann kann er mir ja seine geben? Ich habe nicht einmal etwas zu Schreiben dabei. Das Einzige, was ich schliesslich auf mich nehme ist, dass ich Duncans Telefonnummer auswendig lerne. Im Grunde auch das völlig sinnlos, denn ich werde ihn nie anrufen. Aber vielleicht kann er so wenigstens sein Gesicht wahren. 
Wenn man sich nicht zu schade ist, eine Abfuhr einzufangen, und wenn man ziemlich verzweifelt ist, dann lässt man nichts unversucht. Auch nicht, eine Joggerin am Sonntagmorgen, um Geld zu bitten. Ich finde das mutig und beherzt und sogar ein bisschen bewunderungswürdig.

Tutaonana
Eure African queen
Irène

Kommentare

Beliebte Posts