Was bleibt von Kenya



Wir haben viel geweint in den letzten Wochen. Das letzte Mal gestern, als Miss Lion ihre ‚Bude’ im Garten abbauen musste. Da stecken so viel Herzblut, so viele Stunden Arbeit und so viele Erinnerungen drin und beim Abbau die Angst, dass sie womöglich nie wieder die Gelegenheit, den Platz und die Materialen zur Verfügung haben wird wie hier. Was natürlich nicht nur für die ‚Bude’, sondern viel mehr für unsere ganze Zeit in Kenya gilt.



Oft kam die Traurigkeit abends im Bett, nach einem vollen Tag mit den Freundinnen, die bald in alle Winde verstreut sein würden.
Oder einem Übernachtungswochenende, das so toll war. 
Ja, die Freundschaften. Es gibt sie auf Zeit und es gibt diejenigen, in welchen die Lebensbegleitung trotz Distanzen weiterläuft. 
Die Missen haben weder die Erfahrung noch das Wissen, dass Gutes und Starkes mindestens im Herzen (und in den Fotobüchern) bleibt, wenn man es bewahren will. Was sie zuweilen abgrundtief traurig macht. 
 Bei mir kam die Wehmut meist in der Natur, in den Parks, wenn ich nicht wusste, ob ich jemals wieder an diesen Ort würde zurückkehren dürfen. Und so bleiben an erster Stelle für mich - wenig überraschend im Safari Land Nummer 1 - die wunderschönen Bilder der kenianischen Landschaft und überwältigenden Tierwelt. 
Dann zweifellos dieses warme Gefühl. Was nicht nur an den vielen Sonnenstunden in diesem Land liegt, obwohl dieses Licht und das Klima das ganze Jahr über an Sommer erinnern. 
Das warme Gefühl gilt auch den Begegnungen, den Menschen. So viel Freundlichkeit, so viel lachende Gesichter und so viel Offenheit. Wie zum Beispiel beim Fairwellessen mit unseren Angestellten, was ausserordentlich geschätzt wurde und jedem eine Abschiedsrede wert war. Rührend.




Es bleibt die Erinnerung an einen Garten mit Affen, Hornbills, Ibissen und manchmal gar Kronenkranichen. 
An den sanften Wind im Gesicht auf den Missen-Abholfahrten von Schule oder Freundinnen. 
An den verdichteten Geruch nach dem ersten Regen.
An die Fussgänger immer und überall.



Vermissen werde ich das Zwanglose. Kein Korsett tragen zu müssen. Als Ausländerin ohne Arbeitsstelle war ich nur wenig Verpflichtungen unterworfen. 
Ich werde all die verrückten, absurden, bunten Kaleidoskopeindrücke zu kurz haben.



Ganz sicher gut werde ich ohne die gefährlichen Verkehrssituationen und undurchsichtigen Behördengänge sein können. 
Auch wenn die finanziellen Ungleichheiten bestehen bleiben, werde ich froh sein, sie nicht mehr tagtäglich vor Augen zu haben. 

Am meisten gelernt habe ich, dass es immer verschiedene Lösungen gibt. Dass auch die nicht optimalste Idee okay ist. Dass es in jedem Fall irgendwie weitergeht. Ja, die Dinge funktionieren manchmal nicht, Pläne laufen nicht so, wie erwartet, Organisation ist oft vergebens, aber es gibt eine Alternative und die rollt auch.
Nicht ständig in diesen Schubladen zu denken (obwohl ich mich häufig genug dabei ertappe, dass ich es eben trotzdem tue....). 
Kenya überrascht, im Positiven wie im Negativen.



Ja, was bleibt? Das werden wir fraglos erst mit der Zeit herausfinden. Sicher ist jetzt schon das Gefühl da, dass Mut oft belohnt wird. Damit meine ich nicht Leichtsinnigkeit, aber eine gewisse Beherztheit, ohne die wir unendlich viel verpasst hätten.

Im Moment spüre ich eine grosse Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass wir hier fünf Jahre verleben durften, die uns den Rucksack füllten. 
Und nicht zu vergessen, Dankbarkeit dafür, dass es uns so gut geht. 



Und dann bleiben da natürlich Bilder. Tausende.


Asante sana
Eure African queen
Irène










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