Verzweifeln?
An einem dieser Tage,
wenn das Internet nicht läuft, der Generator im A.... ist, der Strom
regelmässig ausfällt, in der Toilette der Spülkastengriff abbricht, der Lichtschalter
im Bad nicht mehr geht und ein Häuserfrust den nächsten jagt, ja, dann bin ich
manchmal nah dran.
Wären da nicht all die
kleinen Annehmlichkeiten, die hier das Leben erleichtern, und die mich ebenso ständig
begleiten. „May I assist you?“ Ich habe den Laden kaum betreten, als mir die
junge Frau mit hilfsbereitem Lächeln die Ananas abnehmen will, die ich soeben
ausgewählt habe. „No, thanks, I’m fine.“ An der Kasse werden meine bezahlten
Waren in hundert Plastiksäcke gepackt, jemand schiebt den schwer beladenen
Wagen zu unserem Auto, das Parkticket wird mir aus der Hand genommen,
eingeführt, ich gebe einen 50 Schillingschein und die Schuld wird beglichen.
Ich fädle ungeschickt vor der Barriere ein, da steht die nächste helfende Hand,
ich strecke das Ticket zum Fenster raus und der Uniformierte erledigt alles
Weitere für mich. Daheim eilt mir Emma entgegen und gemeinsam tragen wir die
Einkäufe in die Küche. Werde ich verwöhnt? Ja. Und ich mag gar nicht mehr daran
denken, wie das in Zürich war, wo ich den ungelenken Einkaufswagen mühevoll zum
Auto zirkelte, meist keinen Parkplatz vor dem Haus fand, all die bleiernen
Einkäufe selbst in die Wohnung schleppte, wo natürlich auch keine gut gelaunte
Emma auf mich wartete. Unser Auto wurde nicht wöchentlich geputzt, und hatte
ich keine Lust, mich selbst durch den Stadtverkehr zu quälen, war ein Fahrer
dennoch keine Option.
Hier sind
Arbeitskräfte billig und es hat der Menschen viele, die froh sind, wenigstens
etwas zu verdienen. Kommt eine Mentalität hinzu, die ich zuweilen in der
Schweiz vermisse. Höchstselten wird etwas kategorisch als unmöglich angeschaut.
Kommen wir ohne Reservation in ein Restaurant, wo alles besetzt ist und man
eigentlich die Politik vertritt, jeden Tisch nur einmal zu vergeben, sieht das
zwar im ersten Moment schwierig aus, aber im zweiten wird eine Lösung gefunden
und wir sitzen bald im wunderschönen Garten und bekommen unser schmackhaftes
Essen. (Ohne bribery.)
Liegt es an der
Hautfarbe? Most likely. Weiss = Geld = Möglichkeiten = Macht.
Aber wie auch immer,
ich bin äusserst dankbar für die Unterstützung und schätze, dass man mir beisteht
und hilft.
Und dann gibt es da ja
noch den Tausendsassa Johan, der den Generator wieder zum Schnurren bringt, den
toilet handle auswechselt, sich beim Elektrisch auskennt, als Sanitär eine gute
Figur macht und ausserdem noch seine selbsthergestellten Würste mitbringt.
Tutaonana
African queen
Irène
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