Die Fahrt in die DSNairobi morgens um 7.00 Uhr
Seit dem neuen
Semesterbeginn lebe ich mit einer Niederlage. Die Missen haben mich besiegt mit
ihrem Gejammer, ihrem Gestöhne und dem schlagenden Argument: „Willst du
wirklich, dass wir jeden Morgen zu spät kommen?“ Nein, natürlich will ich das
nicht. Also habe ich nach monatelangem Kräftemessen nachgegeben, mich
breitschlagen lassen und fahre die Missen jetzt morgens in die Schule, damit
sie nicht mehr mit dem Schulbus zu spät zum Unterricht kommen. Vorerst mal zum
Ausprobieren und ich habe mir herausbedungen, dass wir den Versuch jederzeit
abbrechen können. Denn natürlich stinkt es mir. Nicht nur wegen des zu
erwartenden zähen Staus, den schleichenden Autofahrern und den streitsüchtigen
Missen. Ich mochte unsere Routine ganz gern, indem ich gleich loslaufen konnte,
sobald der Bus im Staub verschwand. Und nun ist also alles ein bisschen anders.
Allerdings haben wir ganz gut begonnen.
Das Licht ist schön
um diese Zeit! Das Leben prall, die Menschen in Massen unterwegs, es liegt
bereits Energie in der Luft, die ich bisher auf meinen doch eher einsamen
Runden durch die Kaffeeplantage nie zu spüren bekam. Die Missen sind gut
gelaunt (ganz im Gegensatz zum Abend, wo sie meist müde und mies drauf sind),
sie erzählen, bringen mich zum Lachen und versuchen behilflich zu sein. „Mami,
Antony wusste da eine Abkürzung.“ -
„Mami, diesen Bus würde ich jetzt nicht reinlassen.“ – „Mami, hier hat es für
gewöhnlich keinen Stau.“ Hm, die Tipps sind lieb gedacht und zuweilen helfen sie
vielleicht wirklich, sicher ist, dass ich ganz schwach werde, ob so viel
gut gemeinter Freundlichkeit und bis auf Weiteres werde ich den Taxidienst
leisten, es sei denn Gekeife, Geheule und schlechte Laune ersetzen die
Dankbarkeit allzu rasch wieder... Und die Kolonne vor der UN wird zu stehend.
Nun, we shall see. Noch ist es ja Sommer, und
die Regenzeit mit ihrem unabwendbar höheren Verkehrsaufkommen hoffentlich noch
in weiter Ferne...
Tutaonana
Eure African queen
Irène
Ps. Dennoch hat’s mir
heute Morgen schon den Deckel gelupft. „This
is just plain stupid!“ Dazu habe ich mir noch auf die Stirn gehauen. Der
Mann allerdings hat mich aus seinen lieben braunen Augen angeschaut, als wäre
es das Natürlichste auf der Welt, an der stehenden Kolonne vorbeizufahren und
den Gegenverkehr (mich!) zum Ausweichen zu zwingen.
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