Girls gone wild
Hm, wir werden mit Sicherheit
niemals behaupten können, die Mädels seien wilder aus Afrika zurückgekommen als
hingereist. Sie benehmen sich jetzt schon so, als hätten sie keine Kinderstube.
Der Plan war, gediegen bei der DEZA
anzutraben und den Erhalt eines vornehmen Diplomatenpasses in die Wege zu
leiten. Nur, gediegen wurde es dann eben nicht. Die Schwierigkeiten begannen
schon daheim. Ja, die Mutter hatte sich etwas chic gemacht und erhoffte sich
dasselbe von ihrer Familie. EINMAL wollte sie bestimmen, was die Töchter
anzuziehen hätten. Nachdem ihre Vorstellungen erst mit Geschrei, Tränen,
Stampfen und Türenschlagen quittiert wurden, erfüllten sie sich dann immerhin
so weit, dass die kaputten Jeans durch ganze und die ehemals weissen durch
violette Leggins ersetzt wurden. Schließlich konnte die Reise losgehen und das
Gequengel im Wagen ließ sich einigermassen mit Proviant und Geschichtenhören in
Schach halten, was allerdings auch nicht ohne negative Folgen blieb. Kaum waren
wir in Bern angekommen, heulte Miss Cheetah vor Bauchschmerzen, die – wen
wundert’s – auftraten, weil sie so kurz nach dem Mittagessen ihr ganzes
Picknick aus Langeweile in sich hineingestopft hatte. Immerhin war Miss Lion
mit ihren roten Backen – draussen herrschten über 20°, im Wageninnern
vermutlich gegen die 30° - das Abbild einer gesunden Schweizer Heidi. Leider
machte auch sie im weiteren Verlauf des Nachmittags keine so gute Figur mehr.
Beide Töchter blickten die Bundesangestellte zur Begrüssung kaum an, noch gaben
sie ihr die Hand oder brachten sonst die Lippen auseinander. So ging es weiter,
Miss Cheetah brauchte mehrere Anläufe, bis ihr die Fotografie genehm war, und
als das dann irgendwann doch geschafft war, legte sie sich direkt vor dem
Apparat mit leidender Miene auf den Teppichboden. Die Mutter versuchte die
Verzögerungen der Töchter wettzumachen, indem sie bereits beim ersten Bild ihre spontan
unüberlegte Zustimmung gab, was sie freilich im Nachhinein bitter bereute, denn
sie erinnert sich, wie sie mit den kaum erhobenen Mundwinkeln den Eindruck
vermittelt, als litte sie an den
furchtbaren Bauchschmerzen. Auf wundersame Weise fiel die warme Schläfrigkeit
dann urplötzlich von den Missen ab, der bis dahin gänzlich fehlende
Energieschub war zurück und sie tanzten durch die ehrwürdigen Gänge, spielten
Fangis, kletterten über allerhand Gestühl, hüpften von Lampe zu Lampe und
machten alles in allem einen Heidenlärm. Um diesen unerträglichen Zustand nicht
künstlich in die Länge zu ziehen, fiel dann die Verabschiedung allzu abrupt
aus. So kam es, dass wir keine halbe Stunde später wieder alle geschafft im
Auto sassen, und das, obwohl ja eigentlich ein Belohnungsnachtessen in Bern
eingeplant gewesen wäre. Die frühe Rückfahrt hatte immerhin den Vorteil, dass
wir eine ideale Zeit erwischten und in keinen Stau gerieten. Everthing has a
bright side. Und wenigstens sind wir wieder einen Schritt weiter.
Tutaonana
Eure soon-to-be-African-queen
Irène
P.S.: Ja, die Mutter neigt manchmal
zu Übertreibungen, gut möglich, dass die Familienmitglieder den fröhlichen
Ausflug unterschiedlich erlebt haben und wiedergeben würden.
P.P.S.: Nein, wir sind noch nicht
abgereist, das Bild ist gut zwei Jahre alt...
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