Ein Diplomatenpass macht noch keine Blaublüter

Ich höre Miss Cheetahs Trommelsessions und werde mit Miss Lions Tanzvorführungen beglückt. Wir trinken Tusker und es riecht nach Bobotie (nachdem ich gelesen habe, dass die kenianische Küche vor allem ein Ziel hat, nämlich möglichst rasch, möglichst satt zu machen, um dann möglichst lange wie ein Ziegel im Magen zu liegen, haben wir uns für etwas Südafrikanisches entschieden).
Die Einstimmung auf Kenya dünkt mich schon recht fortgeschritten und mit unseren Vorbereitungen wachsen auch die Vorstellungen und Wünsche. Während der Richtige von einem Riesenpickup fabuliert, erzählen die Missen vom Streicheln der Leopardenbabies und Füttern der Elefantenjungen. Diesbezüglich habe ich in Erfahrung gebracht, dass im ‚David Sheldrick Wildlife Trust’ in Nairobi Elefantenwaisen mit der Flasche aufgezogen werden und Besucher dabei immerhin zuschauen dürfen.
Was mich selber angeht, ich fantasiere von verheissungsvollen Übernachtungen in einem alten Farmhaus im Kolonialstil, wo ich morgens vom ans Fenster Schlagen der Äste einer Schirmakazie geweckt werde, weil sich Rothschild-Giraffen daran gütlich tun. Hm. Im ‚Giraffe Manor’ - der Wirklichkeit dieser Traumvorstellung - kostet die Übernachtung allerdings 2000 US-Dollar für eine vierköpfige Familie und liegt damit leicht über unserem Budget - trotz Diplomatenpass. Wohl eher was für royale Nachkommen, wir werden uns definitiv mit Bescheidenerem begnügen müssen.
Die einen Träume zerbröseln so rasch wie sie entstehen, aber neue türmen sich ebenso schnell wieder in den Himmel. Eine Flugsafari über die Masai Mara während der grossen Herdenwanderung? Im Tsavo East NP die Zeltübernachtung im ‚Galdessa Camp’ buchen, wo Elefanten und Nashörner den Fluss in Sichtweite überqueren? Ein Bier trinken auf der schattigen Terrasse des ‚Severin Safari Camps’ im Tsavo West NP und dabei mit Glück einen Löwen bei der Jagd beobachten? 
Hm, zuweilen galoppieren die Nashörner wohl mit mir durch und das Thema wird obsessiv. Oder wie anders lässt sich Miss Lions: „Mami, ich wött jetzt nöd über Afrika rede.“, verstehen?
Noch jemand einen Teller Bobotie?
Tutaonana
Eure soon-to-be-African-queen
Irène


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