Wenn das Unfassbare geschieht



Ach Gott. Auch nach einigen Jahren in Afrika, einem beträchtlichen Erfahrungsschatz und oftmaligem Schulterzucken, gibt es doch immer noch Dinge, die mich zutiefst erschüttern. 
Eigentlich wollte ich ja von einem unterhaltsamen Abend aus dem Muthaiga Country Club in Kombination mit der fröhlichen Adventsfeier in Tigoni berichten, aber die amüsanten Worte wollen grad nicht sprudeln, weil sie soeben schwer zugedeckt wurden. 
Am Freitag hat mir Eva mitgeteilt, dass das Baby einer Freundin gestorben sei. I’m so sorry, how very sad. Noch wusste sie nichts Genaueres über die Umstände. Am Wochenende wollte sie die trauernde Mutter besuchen, und heute Morgen nun berichtet sie mir aus erster Hand, was sie Fatales erfahren hat. Die Mutter hatte keine Milch. Ja, das ist schade und nicht besonders gut, aber das kommt vor. Nun hat dieser armen Frau aber offenbar niemand gesagt, dass sie Milchpulver fürs Baby kaufen kann und ihr Kind trotzdem mit irgendetwas füttern muss. Das Neugeborene hat geschrien, so lange es bei Kräften war, bis es nach fünf Tagen völlig verstummte. 
Unerträglich die Vorstellung, dass das Baby an der Seite der Mutter verdurstet ist. 
Es mag unglaublich klingen, dennoch ist diese Situation auch exemplarisch für Kenia. So viele junge Menschen verlassen ihre Familie und das Dorf, ziehen in die Stadt, wo sie allein sind und ihnen oft niemand hilft oder wenigstens mit Rat und Tat zur Seite steht. 
Was so unbedingt Not täte. Denn hier ist nicht einmal das Offensichtlichste (zum Beispiel, dass auch ein Neugeborenes Nahrung braucht) klar. 

Ja, Kenia hat einen weiten Weg vor sich.

Tutaonana
Eure African queen
Irène

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