Zahnbehandlung in Nairobi
Was, morgen?! Ja,
tatsächlich. Damit bin ich etwas überrumpelt. Eingestellt habe ich mich auf frühestens nächste Woche, vielleicht übernächste, eigentlich hätte mich alles, was noch
vor den folgenden Ferien (Mitte Oktober) reingepasst hätte, glücklich gemacht.
Dass es mit dem Termin aber gleich klappt, ist ja eigentlich noch besser. Es
geht wieder einmal um den Zahnarzt, beziehungsweise die Kieferorthopädin. Nachdem
bei Miss Cheetah noch vier Milchbackenzähne festhockten, die wir gern ohne Ausreissen
loswerden möchten, liessen wir uns etwas Zeit mit der Fortsetzung der
Zahnbehandlung. Zwischenzeitlich ist immerhin der eine ausgefallen
und nachdem wir im August von der Praxis diesen reminder bekamen, meldete ich mich zurück und bekam den Termin nun also gleich für den nächsten Tag vorgeschlagen.
Er verschiebt sich um eine Stunde nach hinten, wie mir gleichentags mitgeteilt wird. Okay, macht ja im Grunde nichts. Ich packe die Tochter ins Auto, im
selben Moment beginnen die schweren Tropfen aufs Dach zu prasseln und wie wir
im New Muthaiga Shopping Mall ankommen, ist aus den Tropfen ein dichter Vorhang
geworden.
Das Wartezimmer
quillt über vor Patienten und an der Rezeption werden wir schonend darauf
vorbereitet: „We are running a bit late.“
Well, okay. Aber man versichert mir schon im zweiten Satz: „But we are catching up.“ Hopefully. Innerlich mache ich mich auf
eine lange Wartezeit gefasst. Wir lassen uns zwischen Jugendlichen und Kindern
auf den Lederpolstern nieder, man bietet uns Getränke an und entschuldigt sich
noch einmal für die Verzögerung. Ich winke ab, noch ist es ja nicht einmal
16.30 Uhr, wir sind ohnehin zu früh. Der Lärmpegel in unserer Sitzecke ist
hoch, der Regen pladdert aufs Dach, Donner grollt, die Ventilatoren laufen auf Höchststufe und
die drei Jungs an der Wii sind noch lauter. Alle paar Minuten ist der Strom weg
und es piepst aus diversen Ecken. Jedes Mal, wenn die Rezeptionistin in unsere
Richtung blickt, entschuldigt sie sich aufs Neue und fragt, ob wir irgendwelche
Wünsche hätten. Nein, alles okay. Miss Cheetah ist beschäftigt mit dem
Beobachten all der knabigen Unterhaltung rundum, und ich habe einen
wunderschönen Bildband über Kenya entdeckt.
Keine 10 Minuten über unserem
verabredeten Termin kommen wir - welch angenehme Überraschung - bereits an die
Reihe und Doktor Wandia erwartet uns strahlend. Auch sie entschuldigt sich für
die Verspätung, die in Wirklichkeit nicht der Rede wert ist, wenn die wüssten,
wie lange wir zuweilen in Wartezimmern in der Schweiz sitzen (ohne jegliche entschuldigenden Worte...). Was viel
mühsamer ist: Der Strom fällt weiterhin allenthalben aus und die Zahnärztin muss
mit Hilfe der Handy-Lampe in Miss Cheetahs Mund gucken. Nun, dass da noch immer
ein paar zweite Zähne fehlen, hätte sie womöglich sogar ganz ohne zusätzliche
Lichtquelle sehen können. Und aufgrund dieser Abwesenheit schlägt sie denn auch
vor, dass wir uns ein weiteres halbes Jahr geben. Das klingt vernünftig und so
verabschieden wir uns für die nächsten paar Monate, in der Hoffnung bis dahin,
mit einem vollzähligen Gebiss erscheinen zu können.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
Kommentare
Kommentar veröffentlichen