Afrikamüde?

In letzter Zeit ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich das Gefühl habe, ich sei schon sehr lange in Afrika. Der Gedanke wird dann aber sogleich wieder unwirklich, weil die vier Jahre so schnell vergingen und meine Erinnerungen an unsere Anfänge sehr präsent sind. Und doch, wenn ich sagen will: Von X oder Y (Schauspieler, Musiker, Cervelat-Prominenz) hört man auch nichts mehr, fällt mir sofort ein, dass ich einfach nichts höre. Was eben daran liegt, dass ich seit vier Jahren nicht mehr mit SRF 3 berieselt werde oder täglich den Tagesanzeiger lese. Wo das eine oder andere einfach so automatisch aufgenommen wurde. Nein, ich habe wirklich keine Ahnung mehr, was in punkto Klatsch, Tratsch, Promiszene läuft. Ist das schlimm? Nein, eigentlich überhaupt nicht, aber es zeigt mir, dass ich in einer anderen Welt lebe. Wie weit weg das alles von unserem Alltag hier ist. 

Das stört mich nun ja gar nicht, was mir aber missfällt, in letzter Zeit bin ich intoleranter geworden. Die ersten Monate in Nairobi habe ich vor allem anderen gestaunt. Es gab so viel Neues, Fremdes, Verunsicherndes. Dann kam die Zeit, in der mich das Meiste amüsierte. Und schließlich dieses schulterzuckende ‚So-ist-das-halt-hier’. Aber während der letzten Wochen entdecke ich eine ständig wachsende Ungeduld. Ich rege mich auf über den Verkehr, über langsames Personal in den Einkaufsläden, über die Dinge, die ich doch so genau erklärt habe, und die dann doch wieder so anders ausfallen. Über die schimmligen Kleider, die unzuverlässige Stromversorgung (und die falschen Versprechen), oder aus dem Wochenende kommen und eine Baustelle im Haus antreffen, die nun seit halben Ewigkeiten im gleichen Zustand verharrt. 

Ach je. Ich hoffe sehr, dass dieser leicht genervte Zustand an der Dauerfeuchtigkeit liegt und nicht daran, dass ich jetzt in eine Negativspirale falle.... Na ja, in sechs Wochen beginnen die grossen Ferien, das heisst wir fliegen in die Schweiz und werden Abstand zu allem hier bekommen. Was sicherlich nicht schaden kann.

Tutaonana

Eure African queen

Irène