Amboseli Nationalpark


Staubtrocken breiten sich weite Teile einer Ebene vor uns aus und wirbelnde Windhosen ziehen ihre Röhren in den Himmel, während Strausse gestelzt und ungerührt ihres Weges gehen. Keine halbe Stunde später nähern wir uns grünem Sumpfgebiet, in welchem Elefanten bis zum Bauch im Schlamm versinken, Flusspferde ganz im kühlenden Nass verschwinden und Flamingos rosa leuchten. Hasen verstecken sich in Buschlandschaften, die in lichte Wälder übergehen, wo sich Löwen ihre Schlafplätze suchen. Palmenhaine lassen an Indien denken, aber Schirmakazien mit Giraffen bringen uns ins klischierte Afrika zurück.

Der Amboseli Nationalpark, ein Platz zum Schreiben – ein Ort zum Bleiben? Eine Woche, zwei, drei, ein Monat, ein Jahr, für immer?
Wir lassen uns im lebendigen Garten der Lodge nieder mit Blick auf die weite Savanne, wo Impalas grasen, Zebras wandern und Gnus galoppieren. Unter auslandenden Gelbfieber Akazien, in deren Äste die Meerkatzen waghalsige Kunststücke vollbringen und darauf lauern, irgendwo mit geschickten Affenfingerchen unbewachte Zuckerbrieflein zu stibitzen, ein vergessenes Getränk auszuschlürfen, wieselflink ein Stück Kuchen zu ergattern und schwupdiwup ausser Reichweite in Sicherheit zu schnabulieren. Es ist heiss, aber ein leichter Windhauch macht's erträglich. Türkis gefärbte Echsen mit orangen Köpfen oder roten Bäuchen huschen über Steinmäuerchen, grüne Schlangen verschwinden lautlos im Gebüsch. Im Rücken haben wir Afrikas höchsten Berg, den Kilimanjaro, dessen schneebedeckter Gipfel sich tagsüber in Wolken hüllt, frühmorgens und abends kurz vor Sonnenuntergang aber seine ganze dunkel erhabene Autorität zu präsentieren weiss. Während wir den vorangekündigten Sundowner geniessen und bevor uns die afrikanische Nacht verschluckt, stapft das Hipo aus dem Wasserloch und mampft sein Lodge-Rasen-Bettmümpfeli.
Geweckt werden wir vom morgendlichen Vogelkonzert, welches den honiggoldenen Sonnenaufgang ankündigt und Lust auf Pirschfahrt macht. Die dramatisch wird als wir mitten in eine Machtdemonstration zwischen Elefanten, Löwen und Hyänen geraten. Nicht nur der Grosskatze wird angst und bang ob der gefahrvoll trompetenden und imponierend Ohren schlagenden Wand, die unmissverständlich klar macht, wer im Dschungel das Sagen hat - König der Tiere hin oder her. Widerwillig gibt die senfgelbe Mutter ihre Beute auf und verschwindet im hüfthohen Gras. Sogleich wird der Kill von einer ganzen Meute lachender Hyänen übernommen, die sich seltsamerweise von den Drohgebärden der massigen Elefanten völlig unbeeindruckt zeigt. Heulen und Jammern müssen die getüpfelten Tiere erst wieder, als die grauen Riesen sich einen gemütlicheren Weideplatz suchen und stattdessen ihre Majesty, die Löwin, mit ihrem Nachwuchs das erlegte Gnu zurückfordert.
Das Schauspiel so unvergesslich wie beeindruckend wird schliesslich abgerundet durch ein erneutes Vogelkonzert, welches nahtlos in die melodiösen Kompositionen der Insekten im glutroten Sonnenuntergang übergeht.
Zu viel des Guten? Nicht für mich.
Hier könnte ich leben.

Tutaonana
Eure African queen
Irène




Kommentare

Beliebte Posts