Das Leben ohne

Tagesschau, Tagesanzeiger und Migros vermisse ich ein bisschen. Nicht, dass ich deswegen unglücklich wäre oder Entzugserscheinungen aufträten, aber es ist schon bequem, wenn einem täglich ein paar News zum Konsum in die Stube geliefert werden und das erst noch in leicht verdaulichen kurzen Häppchen auf eine knappe halbe Stunde geschnitten, gewürzt mit zuweilen sogar witzigen Kommentaren (Florian Inhauser). Und ich schätze die Hintergrundberichte, Analysen und Reportagen eines Tagesanzeigers. Es gibt in Kenia selbstverständlich Zeitungen, aber die Artikel in einer seriösen Schweizer Zeitung sind anders. Tja, und dann bin ich halt ein Migroskind und als eigentlicher Shoppingmuffel überraschend gern durch den Säntispark geschlendert, wo das Sortiment stets vollständig, die Nahrungsmittel nicht zerbrochen und alle von einwandfreier Qualität waren.
Nun ist das Leben in Nairobi, wie gesagt, auch ohne diese drei Geschätzten durchaus in Ordnung und schön, und sogar mehr als das. Ich ertappe mich nämlich täglich dabei, wie ich einfach so vor mich hin grinse -  wie ein Kind auf dem Jahrmarkt. Weil es mir gefällt, weil ich mich amüsiere über Dinge so unglaublich, so wunderbar, so beispiellos. Wie die zwei Perlhühnchen, die ich heute Morgen im Kaffeefeld aufschreckte oder der Mungo, der nachts vor unserem Tor sass oder der Mann, der eine Windschutzscheibe von Hand haltend auf dem Motorrad transportierte oder der Velofahrer, der ein Fahrrad auf dem Gepäckträger schleppte oder der Bodabodafahrer mit der Pelzmütze unter seinem Helm oder der glühend orange Sonnenuntergang oder der Sykes, der die Bananen aus dem Auto stibitze
oder die Kinder, die mir lachend zuwinken oder die ersten Jacarandablüten, die von den Bäumen schneien oder Simons freundliches Karibu, wenn wir heimkommen oder der Guard in Runda, der mir zulächelt oder die bekannten Gesichter in der Schule oder die bunten Taschenverkäufe am Strassenrand oder der intensive Geruch nach dem Gewitter oder ...  doch, es ist gut, wieder hier zu sein.

Tutaonana
Eure African queen
Irène



Kommentare

  1. Schön, wieder von Dir aus Kenia zu lesen. Hat mir gefehlt. Liebe Grüsse, Blanca

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    1. Danke, Blanca! Das freut mich sehr. Herzliche Grüsse in die Schweiz, Irène

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