Maisha marefu


Ein langes Leben. Ja, das wünscht man sich in Kenia, wenn man die Gläser hebt. Wir sind eingeladen in eine Wochenend-Shamba etwas ausserhalb Nairobis. Und hier ist es ja gang und gäbe, dass man 1 ½ - 2h für ein Mittagessen fährt (oder 6h für ein verlängertes Wochenende), wohlgemerkt für einen Weg. Distanzen werden in Kenia anders wahrgenommen.
Und so brettern wir wieder einmal durch die Stadt, beziehungsweise drum herum. Fasziniert von den Szenen, die sich uns bieten und die die Stunden verfliegen lassen. 



Aber zurück zum langen Leben. Titus’ Tochter wurde operiert und die Wunde scheint gut zu verheilen. Wenn wir auch leicht schockiert von der Grösse der Narbe waren, hatten wir uns doch einen endoskopischen Eingriff vorgestellt. Aber wir sind hier in Afrika und Hauptsache ist schliesslich, es kommt schlussendlich gut.



Wenig erfreulich sind andere Themen, die unsere Umgebung beschäftigen. Der kenianische Präsident, der mit den Chinesen erneut gross ins Geschäft kommt und sein Land hochverschuldet. Oder die Opposition, die ohne Gegenwehr den steigenden Steuern zustimmt. Oder die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass die angeblich reichsten 8000 Kenianer mehr besitzen, als alle 40 Millionen anderen Landsleute gemeinsam. Angesichts dieser Informationen ist es manchmal schwierig, trotzdem im Hamsterrad weiterzulaufen, täglich zur Arbeit zu marschieren, sich für einen Hungerlohn abzurackern oder mit halbgefüllter Einkaufstasche nach Hause zurückzukehren. Und umso bewundernswerter, dass es den meisten auch noch mit einem Lächeln auf den Lippen gelingt.

Mich beherrscht wie gewöhnlich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Dürfen wir doch den Nachmittag am Fuss der Ngong Hills bei viel Fleisch (typisch kenianisch), interessanter Unterhaltung und weiter Aussicht geniessen, ohne dass uns wirklich existentielle Sorgen plagen.  



Der Tod begegnet uns dann heute trotzdem noch, allerdings nur in einem verstorbenen Robin Chat, der seine letzte Ruhestätte im Garten findet.



Es soll trotzdem gelten: Maisha marefu. 

Tutaonana
Eure African queen
Irène




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