Wenn die Fahrt zum Rollercoaster wird


Wie gestern befürchtet, sind die vormals passierbaren dirt roads über Nacht zu schmierseifigen Rutschbahnen geworden. Es regnet und nieselt auch heute weiter.

Wir schlingern, schlitteln, schliddern durch die Hügel rund um den Kilimandscharo, aber immer geht es vorwärts und wir bleiben nicht stecken. Bis, ja, bis wir zur ersten richtigen Steigung kommen. Oha. Was uns da erwartet, verheisst nichts Gutes. 


Ein Bus steckt auf der rechten Seite im Strassengraben, ein Matatu rutscht uns entgegen, der Lastwagen sucht einen Ausweg neben der Strasse, diverse Personenwagen gleiten mehr oder weniger hilflos durch den Lehm, Bodabodas spulen mit Stützbeinen links den Hang hinauf. 


Hm. Dass es an Zuschauern nicht mangelt, dürfte klar sein. Und was ich für unmöglich hielt, tritt wieder einmal trotzdem ein. Der Überlandbus, der meiner Meinung nach hoffnungslos steckengeblieben ist, entlädt seine Passagiere und wir beobachten staunend, wie plötzlich auftretende helfende Hände die festsitzenden Räder mit abgerissenen Ästen unterlegen und dann mit vereinten Kräften und keiner Scheu vor Schmutz oder Angst unter das Gefährt zu geraten, geschoben, gestossen, geschaufelt und gedrückt wird, bis der überladene Farbklecks tatsächlich wieder von alleine rollt. 


Kabisa! Bravo! Am liebsten würde ich laut applaudieren (es erscheint mir aber verfrüht, noch steht uns schliesslich die grässliche Böschung bevor). Die Bus-Reisenden steigen wieder ein, ein paar der helfenden Hände werden kurzerhand aufs Dach geladen - man erwartet offensichtlich noch mehr problematische Stellen - und verschwindet schliesslich in einer schwarzen Abgaswolke.

So sehen Sieger aus.

Nun, anhand dieses erfolgreichen Beispiels versuchen wir furchtlos zu folgen. 
Oh Gott, wir rutschen! Weiter, nicht stehen bleiben! Scheisse, das Loch ist riesig! Nicht stehen bleiben! Achtung, mehr links! Nur nicht stehen bleiben! Da geht’s nicht weiter! Doch! Nicht anhalten! Hilfe, da kommen wir nicht mehr raus! 
Wie auf einer Achterbahn geht’s rauf und runter, wir werden nach rechts und links geschleudert. Aber nur niemals stehen bleiben!
Die Missen haben einen Heidenspass, ich quieke und drücke die Daumen, der Fahrer zeigt eine tadellose Leistung (ich sitze NICHT am Steuer) und nach noch mehr Auf und Ab, einigen Schreckensschreien und bangen Minuten erreichen wir in ein paar Stunden klamm und dreckig, aber wohlbehalten Amboseli.
Es bleibt kühl und feucht am Kilimandscharo. Und leider zeigt sich der höchste Berg Afrikas weder am Abend noch am nächsten Morgen und zum ersten Mal fahren wir zurück nach Nairobi, ohne ihn gesehen zu haben.

Tutaonana
Eure African queen
Irène

Ps. Wahrscheinlich herrschen hier oft solche Zustände, die Gegend ist grün und sehr fruchtbar, was auf ausreichend Regen hindeutet. Zudem scheinen die Anwohner gewappnet.





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