Glücksritter am Strand
Sobald ich den ersten
Fuss auf den Sand setze, wird das scheinbar planlose Stromern zielgerichtet.
Und wen haben sie wohl im Visier? „Jambo. Habari gani?“ – „Jambo, nzuri sana.“
Begrüsst werde ich von Mohamed mit einem High five. Er erinnert sich, dass wir
im Januar schon einmal hier waren und will mir noch immer seine Tour aufs Riff
mit dem Glasboot andrehen, auf die wir damals schon verzichteten. Ich lehne
einmal mehr dankend ab, dennoch begleitet er mich, seine Besitzansprüche für alle
anderen Beachboys klar machend. Und während wir meiner Familie beim
Wellenspringen zuschauen, die Füsse im Sand versinken und uns das warme Wasser um
die Knöchel spült, gesellt sich Jasmin zu uns. Eine Frau jenseits der 40 mit
runden Bäckchen, einem freundlichen Lächeln und breitem Zahnspalt. Auch sie hat
uns auf Anhieb wieder erkannt, beim letzten Mal hätte ich ihr versprochen,
diesmal in ihren Shop zu kommen. Und auch sie begrüsst mich mit etwas Ähnlichem wie
High five, erzählt von ihrer 18jährigen Tochter, die ohne Arbeit ist, ihrem
10jährigen Sohn, der zur Schule geht, und dass sie sich selber vor wenigen
Wochen einer Operation unterziehen musste.
Dass wir den Leuten
in Erinnerung geblieben sind, mag daran liegen, dass die Geschäfte in den
letzten Monaten brach lagen, weil die Touristen ausblieben, aber jetzt geht die
Saison los und man hofft auf etwas Umsatz.
Nach einigem Hin und
Her und freundlichem Feilschen einige ich mich mit Jasmin irgendwo in der
Mitte, besiegle per Handschlag und erstehe ein paar blank polierte Holzschalen,
Specksteinfiguren, bunte Tücher und Türstopper, Geschenke, mit welchen wir
unsere Freunde bei Besuchen in der Schweiz beglücken werden.
Mohamed enttäusche
ich ein weiteres Mal. „Hakuna matata.“ Vielleicht morgen. Ja, vielleicht, wir
werden sehen.
Ich wimmle noch ein paar
mehr Glücklose ab und ziehe mich zurück in die Hotelanlage. Wo inzwischen einer
der Affen das Fliegengitter durchgedrückt hat, ins Zimmer einbrach, die
Trockenmilchtütchen ausleckte und die Taschen durchsuchte. Vor einigen Tagen
hat mir eine Meerkatze direkt ins Müesli gebissen, Miss Cheetah wurde der Reis
von einem Baboon weggeschaufelt und ein Sykes Monkey hat Miss Lion das Mandazi
aus der Hand gerissen. Jaja, die Schelme lauern überall, und die Angestellten
mit ihren Steinschleudern ebenso.
Es ist trotzdem
traumhaft hier.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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