Wenn die Hochzeit zu teuer wird

Während es unter Indern üblich ist, dass die Braut, beziehungsweise ihre Familie, eine Hochzeit ausrichtet, übernimmt das bei den Kenianern der Mann. Er muss zudem seine Braut kaufen und sich vor dem Ereignis unzählige Male zu ihren Verwandten quälen und sich deren Fragen stellen. Das hat mittlerweile dazu geführt, dass hier viele Paare gar nicht mehr heiraten. Evans, ein kenianischer Freund, zum Beispiel hat mir erzählt, dass er seine Judith vor die Wahl gestellt habe, ob sie lieber ein gewaltiges Hochzeitsfest haben wolle mit allem drum und dran oder ein Haus und die Kinder auf eine gute Schule schicken. Sie musste nicht lange überlegen und war mit seinem Plan, die Hochzeit auf unbestimmt zu verschieben, eben bis man sie sich wirklich leisten konnte, einverstanden. Ihre Eltern allerdings waren empört und enttäuscht. Haben sich inzwischen jedoch an die Idee gewöhnt und mögen Evans sehr gern. Sie sehen, wie die Tochter in einem netten Häuschen mit gepflegtem Garten wohnt, und Liz und Trevor in eine Privatschule gehen können.

Ich erwarte, dass sich in den nächsten Jahrzehnten vieles in diese Richtung ändern wird, was mir durchaus sinnvoll erscheint. Evans allerdings ist skeptisch und hält seine Landsleute für zu traditionsbewusst.
Unsere indisch stämmige Tischnachbarin von gestern hat mir erzählt, dass auch sie sich lange überlegt hätten, ob sie und ihr Freund nicht im kleinen Kreis heiraten wollten. Haben sich dann aber von ihren Eltern – deren einzige Tochter sie ist – zu einer traditionellen indischen Hochzeit überreden lassen. Bei der die Kosten geteilt wurden. Zur Lokation, dem Essen, den Kleidern, den Angestellten kommen nämlich jeweils noch Übernachtungs- und Reisekosten, Flüge, Taxifahrten, Zugreisen dazu. In ihrem Fall für ein dreitägiges Fest im Hotel am Diani Beach. Ich habe die Bilder gesehen und war von diesem indischen Märchen, bei welchem der Bräutigam auf einem Kamel am Strand angeritten kam, überwältig.

Auch ich mag Traditionen, dennoch halte ich nicht viel davon, sich in gigantische Unkosten zu stürzen für ein Fest, dass das Glück der Ehe auch nicht garantieren kann und den Start in die Zukunft im Gegenteil schon erheblich erschwert.

Tutaonana
Eure African queen
Irène


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