Todessturz - Andrea Bernardis vierter Fall
Leseprobe:
Ihre Hand griff ins Leere. Oh Gott. Vorne nichts, oben
nichts, rechts und links nichts und vor allem unten nichts!
War’s das jetzt? Aus und vorbei? Aber das hatte sie sich
doch ganz anders vorgestellt. Der Boden kam rasend schnell näher. Nein, nein,
neeeeeeeeei...!
Stand man nah genug, hörte man vielleicht den dumpfen
Aufschlag und sah, wie die Äste der Buchshecke noch eine Weile zitterten.
Der Verkehr auf der anderen Seite des Hauses rauschte
ungerührt weiter. Jemand schloss ein Fenster. Im zweiten Stock ging ein Licht
aus, fast zeitgleich wurde es im Fünften hell.
Irgendwo weit weg heulte ein Martinshorn. Der Wind war
beißend und ging den Fußgängern auf der Heinrichstraße durch Mark und Bein.
Der Körper bewegte sich nicht mehr. Langsam verfärbte das
Blut den weißen Schnee. In der Dunkelheit schwarz.
*
»Heinrichstraße. Eine Frau. Aha – ja ... Alles klar, ich
schicke dir jemanden.« Andrea hörte, wie ein Stift übers Papier fuhr, der
Drucker anrollte, gleich darauf etwas ausspie und dann den Ruf des Chefs. Wie
bei einer Restaurantdurchsage, nur dass niemand das Gericht bestellt hatte. Ein
Blick in die Runde machte ihm klar, dass er wohl in den sauren Apfel zu beißen
hatte. Pascal hatte den ersten Fall übernommen und war schon weg. Yvonne war am
Telefon und aus ihrem Blick sprach die nackte Verzweiflung, die war eingedeckt.
Roman benahm sich, als hätte er nichts gehört, und hämmerte mit einer
Verbissenheit auf die Tastatur, die an Sachbeschädigung grenzte. Andrea hegte
allerdings den Verdacht, dass es sich bei seiner Beschäftigung um eine
Privatangelegenheit handelte. Er kannte Roman und wusste, dass der Präsident
einer Guggenmusik die Administration für den Verein mit Vorliebe während seiner
Arbeitszeit erledigte. Er nickte Yvonne zu, um klarzumachen, dass er den Fall
übernahm. Mit leisem Bedauern verließ er die noch nicht einmal halb
ausgetrunkene Kaffeetasse und ging durch die offene Tür ins Büro des
Vorgesetzten. »Ja? Worum geht’s?«
»Eine Tote in der Heinrichstraße. Vermutlich
runtergefallen.«
»Unfall?«
»Tja, du Schlauberger, es ist deine Aufgabe,
herauszufinden, wie sich alles zugetragen hat.«
Ein
Fall, wie er so ungewöhnlich gar nicht wäre, stände nicht blöderweise urplötzlich
des Detektivs eigene Lebenspartnerin auf der Verdächtigenliste... und so führen
Andrea Bernardis Ermittlungen diesmal in die Mitte einer Flugzeugcrew und bis
nach Südafrika.
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