Pech an der Küste - Diani Beach


Vollmond über dem Indischen Ozean
Das Unglück spielte sich nur wenige Meter von meinem Liegestuhl entfernt ab, und zwar während ich zu ergründen versuchte, wie es einem Schriftsteller – Karl Ove Knausgard – gelingen konnte, auf 760 Seiten so über Alltägliches zu schreiben, dass ich es in zwei Tagen verschlungen hatte.
Aber kommen wir zum eigentlich Thema dieses Posts. 
Eine kleine Propellermaschine hatte uns vor erwähnten zwei Tagen in einer guten Stunde von Wilson Nairobi nach Ukunda am Indischen Ozean geflogen. Wo ein fast heisser Wind über den Airstrip fegte, wir unser Gepäck vom Handwagen nahmen und mit dem Hotelbus wenige Minuten später das Ferienparadies erreichten. Palmblätter raschelten im Wind, Wellen rollten an den Strand, Insekten zirpten, Vögel zwitscherten, weisse, rote, pinke Blüten leuchteten, Affen turnten durch Baobabs, Tausendfüssler trippelten über die Wege, die Sonne warf fleckige Muster auf Schilfdächer, es roch nach Meer und Tropen. Alles wäre weiterhin perfekt gewesen, hätte der Richtige nicht den rucksackgroßen schwarzen Fleck im Wasser irrtümlich für eine harmlose Alge gehalten, auf die er beim Surfen sorglos trat und schmerzhalft feststellen musste, dass es sich stattdessen um ein Seeigelnest handelte. Beide Füsse waren fortan genadelt - demzufolge sein Gang auf den Zehenspitzen für die nächsten Tage einen weiblichen Touch bekam - indes ich stundenlang geduldig versuchte die Stacheln aus seinem Fleisch zu puhlen. Helfen sollte dabei der Saft einer unreifen Mango, alternativ ersetzt durch Zitrone oder Essig, falls die unreife Mango von dreist hungrigen Affen geklaut werden sollte, was uns natürlich in einem Augenblick der Unachtsamkeit widerfuhr.
Unser Unglück oder nennen wir es passender das Missgeschick ist nichts im Vergleich zum dem, was uns Dennis, Alvin, Kalama, Katana oder James erzählten. Sie stehen nämlich ab dieser Woche ohne Arbeit da. Die Saison ist vorbei und beginnt erst im August wieder. Die ohnehin spärlichen Gäste reduzieren sich auf ein kaum erwähnenswertes Minimum. Verträge bekommen sie keine, und wenn sie überhaupt einen Job zur Überbrückung finden, sind sie mehr als happy. Nein, sorglos oder unbeschwert ist auch dieses Paradies nicht, die Region leidet extrem unter dem Ausbleiben der Touristen.
Nun kann man über die ostafrikanische Küste sagen und denken was man will, aber der Sand ist pudrig fein und weiss, das Wasser leuchtet in allen Schattierungen von Türkis, die Kokospalmen wachsen schlank in den Himmel, der Strand ist weit und leer (zu unserer Freude, aber dem Missfallen der Einheimischen) und der Wind warm, sogar abends noch.
Tutaonana
Eure African queen

Irène

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