Im Nairobi Nationalpark
„Was macht sie denn
da?“ Mit leicht voyeuristischem Entsetzen beobachten wir heimlich aus dem Auto,
wie eine rundliche Frau jenseits der vierzig auf einen der schwer bewaffneten
Guards im Tarnanzug losgeht. Wir verstehen kein Wort von ihren wüsten Beschimpfungen, aber die Bilder
sprechen für sich. Von des Wächters eben noch ausgestrahlter Autorität ist
nichts übrig geblieben und statt der Furie, die ihn zuerst beinahe überfahren
hätte, den Meister zu zeigen, weicht er immer weiter zurück und versucht halbherzig
ihre Schläge abzuwehren, indem er sie sich mit einem Arm vom Leibe hält. Den
Ausgang der Situation können wir nicht mehr miterleben, da uns ein anderer
Guard ungeduldig weiter winkt und im Gegensatz zur Vorgenannten flösst er uns
nach wie vor Respekt ein.
Am selben Wasserloch liegt reglos das Krokodil, dem wir uns ebenfalls bis auf
wenige Meter nähern können. Vergessen hätte ich beinahe die witternde Löwin,
die wir zufällig im hohen Steppengras entdecken, nachdem uns in wilder
Verfolgungsjagd ein Tippgeber abgehängt hat. Was er uns zeigen wollte, war
ohnehin unklar, vielleicht haben wir nun die Nashörner verpasst. Wie auch
immer, stattdessen geniessen wir unser mitgebrachtes Picknick friedlich beim
Mokoyeti Lookout mit Aussicht auf das saftig eingerahmte Ormanye Riverbed,
lassen uns die Haare vom heissen Wind zerzausen und die Haut von der Sonne
wärmen.
Nach einer
geschmeidigen halbstündigen Fahrt durch die Stadt an einem schlafenden
Samstagmorgen befinden wir uns jetzt am Maingate des Nairobi Nationalparks.
Hier beginnt das flüssige Vorwärtskommen zu harzen und wie der Richtige mit
zusammengebissenen Zähnen bemerkt, wird kompliziert gemacht, was man auch
einfach haben könnte. Sich einreihen für die Safarikarte, die man am nächsten
Schalter wieder abgeben muss, an einer dritten Stelle einschreiben, wann man
den Park betritt und am Schluss wieder austragen. Organisierte Ineffizienz
könnte man es vielleicht auch nennen. Nun, das Tor öffnet sich dann irgendwann
doch und keine hundert Meter weiter begegnet uns bereits die erste Giraffe. Ein
kurzer Stopp beim Monument der 1989 von Präsident Moi angeordneten Verbrennung
von 12 Tonnen Elfenbein gehört zum Besuch. Der weitere Weg ist gesäumt von
Zebras, Elenantilopen, Impalas, Thomsongazellen, Pavianen, Heartebeest und Wildebeest.
Eine beträchtliche Strecke können wir einem über die Graslandschaft trabenden
Flusspferd folgen, das schliesslich buchstäblich vor Erleichterung aufseufzend
in einen Tümpel eintaucht und hinterher herumplantscht wie ein freudiges Kind.
Es mag ihm die Weite
einer Masaai Mara fehlen oder die Ebenen eines Amboseli, aber für einen
Samstagsausflug bietet unser Hausnationalpark tolle Ausbeute, wie wir finden.
Tutaonana
African queen
Irène
P.S. Man stelle sich
unsere Überraschung vor, als sich beim Verlassen des Parks herausstellt, dass
Mama Afrika, die am Morgen noch die Furie gab, zu den Angestellten des Parks
zählt und ebenfalls einen Posten am Gate innehat. Mittlerweile ist sie ganz
freundlich gestimmt und erklärt uns hilfsbereit, wie und wo wir uns auszutragen
haben. Offenbar hat sie auch mit dem Arbeitskollegen wieder Frieden geschlossen,
jedenfalls stehen sie einträchtig fast nebeneinander.
Impalas vor der nairobischen Skyline |
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