Eine Hochzeit in Nairobi


„Wann geht es denn endlich los?“ Tja, das wissen die Götter. Seit 1 ½ Stunden warten wir auf das Brautpaar und die fehlenden Gäste. Wir haben die Uhren, die Afrikaner die Zeit? Offensichtlich. Aber erwartungsgemäss scheint heiss die Sonne von einem makellosen Himmel, die blühenden Blumen riechen, die weissen Stühle strahlen und der rote Teppich ist ausgerollt. Und irgendwann tauchen sie ja dann doch alle auf. Der gerührte Bräutigam, keine Woche ist es her, dass ihn der Richtige nach einem Unfall mit dem Matatu in den Spital bringen musste, aber die blauen Flecke sind unter der Hose versteckt und die Schramme im Gesicht verheilt. Die strahlende Braut, die ihren Zukünftigen bereits jetzt an Grösse und Gewicht in den Schatten stellt. Der Priester in der Heilsarmee Uniform, die Militärs in jungfräulichem Weiss. All die guten Freunde und weitangereisten Verwandten. 
„The bride comes from a very healthy background“, stellt der ‚Tätschmeister’ ganz richtig fest. 
Und worüber ihre mächtigen Tanten keine Zweifel bestehen lassen. Sobald die Musik spielt, wackeln sie los und es ist die pure Lebenslust, die ihren Tänzen und Trillern entströmt. Durch die Luft fliegt Energie und ich finde kein besseres Wort als Freude. Natürlich stehen die Männer den Frauen in wenig nach und kaum haben wir das Ja-Wort gehört, werden alle aufgefordert, eine bühnenreife Einlage vorzuführen, was feurig realisiert wird. Und wenn ich schreibe alle, dann meine ich alle, es wird nicht geruht, bis Schwager, Bruder, Vater, Freund, Onkel und der Richtige nebeneinander die Hüften schwingen. 
Sehr zur Gaudi der weiblichen Anwesenden lassen sie sich nicht lumpen, der eine und andere wächst gar über sich hinaus und präsentiert eine Aufsehen erregende Soloeinlage. Wohlgemerkt, obwohl den ganzen Tag kein Tropfen Alkohol geflossen ist. Dafür beschallt uns in regelmässigen Abständen der von jedermann beantwortete Aufruf: „Where is god? God is everywhere. And everywhere is? God.“
Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet, aber pünktlich zum Tortenanschneiden öffnet der Himmel die Schleusen, weswegen wir uns unter den aufgestellten Zelten zusammendrängen. Aber das hätten wir ja ohnehin getan, denn niemand will verpassen, wie der wichtige Akt ausgeführt wird. Machen sie es gemeinsam? Oder die Braut alleine? Der Bräutigam? Bravourös meistern sie die Aufgabe vor aller neugieriger Augen und Maureen füttert ihren Cyprian genauso liebevoll wie er sie.
„Some people tend to get very excited when they have a microphone in their hands.“ Well, der Zeremonienmeister hat einmal mehr Recht, aber auch hier hat jemand ein Einsehen und das Mikrophon funktioniert nur während der Hälfte der Ansprachen.
Where is god? God is everywhere. And everywhere is? God.  
Mit zunehmenden Stunden rufen wir fast genauso enthusiastisch mit und Gott wird auch uns begleiten. Denn wo ist er? Eben: Überall. Und was ist überall? Gott. Natürlich.
Ich zweifle nicht daran, dass die Feier noch lange laut und fröhlich weitergeht. Für uns ist sie hier leider zu Ende.
All the best to the happily married couple. Asante sana, dass ihr uns an eurem Tag teilhaben liesst.

Tutaonana
African queen
Irène



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