Ich treffe noch
Von der Sonne ausgetrocknet und gebraten, dem
Wind zerzaust und dem Staub gestrahlt, erreichen wir nach einem Tag und fast
zwei Stunden Rückfahrt unser daheim. Wieder einmal ist ein Samstag auf der
Shooting Range vorbeigegangen. Es wurde natürlich geschossen und gefachsimpelt,
manipuliert und trainiert, aber was auch nicht zu kurz kommen darf, ist das
gemütliche Beisammensein. Während die Kinder alte Bierdeckel sammeln und daraus
Musikinstrumente basteln, sitzen wir Erwachsenen unter der Plache und sorgen
dafür, dass es der Deckel mehr werden. Es ist jeweils eine ziemlich illustre
Gesellschaft, die sich im Swiss Rifle Club trifft und die Teilnehmer sind
durchaus nicht nur Eidgenossen. Als da wären die zierliche englische Lady mit
ihrem ungarisch stämmigen Mann, die breiten schwedischen Sicherheitsleute, die
indischen Hobbyschiesser, der slowenische Firmenboss, die kenianischen Anfänger,
meine Aufzählung kann nicht vollständig sein.
Als das momentan jüngste Mitglied der Runde, lausche ich interessiert den Geschichten über die Veränderungen, die Kenya in den letzten mindestens 30 Jahren durchgemacht hat.
Als Runda noch von Kaffeestauden umgeben war und das ganze Quartier aus gut
einem Dutzend Häusern bestand. Wie der Verkehr grausam geworden ist und sich
die Sicherheitslage verschlechtert hat. Dass die meisten Kinder jetzt in der
Schweiz leben und sich da die beruflichen Sporen abverdienen, um danach wieder
ins Ausland zu fliehen. Die Gesichter sind wettergegerbt und die Finger nicht
mehr ganz so geschmeidig, aber die Zungen laufen um die Wette. Es ist heiss,
der rote Staub hat sich längst wie eine zweite Haut über uns gelegt und der mit
Wurst gefüllte Magen lässt mich in wohliger Zufriedenheit in die Weiten des
Rift Valleys schauen. Eine Ziege ruft verzweifelt nach ihrer Herde, ein paar
Schüsse zerreissen die Luft, die Yellow Fever Akazien recken filigran ihre Äste
in den azurblauen Himmel und die Hirten versuchen darauf zu achten, dass ihre
Schäfchen nicht plötzlich zum moving target werden.
Tutaonana
African queen
Irène
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