Eine kurze Reise in den Tod


Das Folgende fand schon vor Monaten statt (gleich nach unserer Ankunft aus den Schweizer Sommerferien), aus diversen Gründen kommt der Post dazu aber erst jetzt.
Das Spurenbild sei ziemlich eindeutig gewesen. Meint der Richtige, und mit seinem polizeilichen Background kann er das wohl beurteilen.
Die Swiss Piloten meldeten einen seltsamen Knall, als sie in Dar es Salaam starteten und beschlossen, nur bis Nairobi zurückzufliegen, um gewisse Abklärungen zu tätigen. Nach der Landung wurde das Flugzeug untersucht, man fand rote Spritzer und Beulen rund ums Fahrgestell.
Ja, es ist eine dieser Geschichten. Ein Mensch, mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Mann, war so verzweifelt, dass er beschloss, seine Chance zu packen und als blinder Passagier ins vermeintliche Paradies zu fliegen. Natürlich können wir nur den Kopf schütteln, ob so viel Naivität. Bei uns weiss jedes Kind, dass das nicht funktionieren kann. Miss Lion fragte denn auch ungläubig: „Aber wie hätte er denn schnaufen wollen? Und wäre das nicht viel zu kalt geworden?“ Natürlich, er hätte den Flug sowieso nicht überlebt. Und ich stelle mir vor, was in diesem entschlossenen Mann abgelaufen ist, bevor er starb. Wie er mutterseelenallein in finsterer Nacht über das Rollfeld rennt, sich im Schutz der Dunkelheit an das Metall klammert, zittrig vor Aufregung, einsam und mit keinerlei realistischen Vorstellung, was da auf ihn zukommen wird. Erst ein Flug mit ungewissem Ausgang und dann ein neues Leben in einem Land, das ihn gar nicht will, auf einem Kontinenten, der paranoid jeden Neuzugang ablehnt. Und dann geht es los. Laut und mit unglaublichen Kräften. Er spürt, wie die Maschine rollt, schnell, schneller, ein kleiner Ruck, er hat die Erde verlassen. Klammert sich fest. Hat Angst. Das Fahrgestell wird eingezogen - und er zu Tode geklemmt.
Es mag zynisch klingen, aber mit dem raschen Verscheiden ist ihm auch ganz viel erspart geblieben.
Und damit hatte uns nach zwei Wochen zurück in Kenia auch diese Seite des Lebens in Afrika wieder mit voller Wucht erwischt.

Tutaonana
Eure African queen
Irène
Ps. Den kranken Kindern geht’s übrigens besser. Lorna geht wieder zur Schule, Sandra kriegt ihr Antibiotika daheim und Miss Cheetahs Husten hat etwas nachgelassen (bilde ich mir wenigstens ein).


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