Ungebetene Geburtstagsgäste

„Mami! Mami!“ Hm, das war’s dann wohl mit Ruhe und Gedankenordnen. Die Rufe klingen verzweifelt weinerlich. „Ja?“ – „Mami, die Affen sind in unserem Zelt!“ – „Mami, dä Bärli! Er ist ganz alleine mit ihnen!“ – „Ja, aber die tun ihm mit Sicherheit nichts.“ Hoffentlich. Während Sekundenbruchteilen sehe ich das arme Stofftier mit abgerissen Gliedmassen vor meinem inneren Auge. Eilenden Schrittes hasten wir daher zum Zelt, auf dem Weg erkläre ich die Situation einem Angestellten, der baldige Hilfe verspricht. Derweil wagen wir uns schon einmal an den Ort des Geschehens. Bevor wir eintreten, schlage ich kräftig an die Tür, um die ungebetenen Gäste vorzuwarnen und zum Verlassen der Party zu animieren.
Erfolgreich, wie sich beim Betreten zeigt, die Primaten haben das Weite gesucht, allerdings eine affige Unordnung hinterlassen. Ach je. Der Richtige hat Geburtstag. Das Geschenkeauspacken und Kuchenessen haben für diesmal die Meerkatzen übernommen. Jedes einzelne sorgfältig eingepackte Päckchen wurde ungeduldig neugierig aufgerissen und beim Blick durchs Fliegengitter sehen wir grade noch, wie einer unter dem Baum sitzt und mit flinken Fingern auch noch das allerletzte aufreisst. Enttäuscht, dass es nichts zu futtern enthält, verliert das Äffchen augenblicklich das Interesse am Inhalt und wir können ihn einsammeln. „Wäh! Ich bin in einen Gaggi getreten!“ Na bravo. „Zieh den Flipflop aus und passt auf, wo ihr hintretet.“ Die Würste sind tatsächlich schamlos über den ganzen Raum verteilt, auf der Bettdecke, der Lampe, dem Gestell und ich frage mich unwillkürlich, wie lange die Tiere hier drin gewühlt und gewütet haben, und wie viele es gewesen sein mögen. „Die Armen, die das wieder saubermachen müssen.“ Miss Lion schaut mitleidig auf die Schweinerei, die immerhin etwas an Ausmass verliert, nachdem wir unsere Habseligkeiten eingesammelt und -gepackt haben.
Zu guter Letzt entdecken wir auch den Ort, durch welchen sie Einlass fanden. Es ist der Klettverschluss des Fliegengitters, den aufzureissen ihnen gelungen ist.

Nun, wir reisen heute ohnehin weiter und der Richtige trägt die Spuren der Geburtstagsverwüstung sowie den Verlust der mit Schokolade eingefassten und Konfitüre gefüllten Lebkuchenherzen mit Fassung. Älter ist er so oder so geworden.

Tutaonana
Eure African queen
Irène



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