Die 115 längsten Kilometer meines Lebens - oder wie ich in drei Stunden um 15 Jahre alterte

Tja, das sitzen wir also erneut in der Tinte beziehungsweise in der Wildnis. Peter stellt nämlich fest, dass mit hoher Wahrscheinlich der Turbo hinüber ist. Oha, das wird teuer und das kann er auch nicht im Camp flicken. 





Noch einmal haben wir riesiges Glück im Unglück, denn ebenfalls im Elephant Bedroom sind Freunde von uns. Rasch wird Kontakt aufgenommen und sie haben nicht nur ein potentes Auto (Toyota Prado), nein, sie schlagen sogar vor, uns bis nach Nanyuki zu schleppen. Nun muss man wissen, dass zwischen Archers Post und Nanyuki über 1200 Höhenmeter liegen.


Unsere Erleichterung ist gross, das Abschleppband wird montiert und wir steigen ein. Für meinen Geschmack ist dieses Band ja viel zu kurz und selbst der Richtige, der nicht so Probleme mit Abstandhalten hat, möchte ständig auf die Bremse treten. 
Wir sind alle angespannt. Abschleppen ist sicherlich schon auf gut gewarteten Strassen kein Vergnügen, hier aber leide ich schrecklich. Schon bevor wir die befestigte Strasse erreichen, reisst das Band zum ersten Mal. 




Und so geht das jetzt weiter, denn nebst Rinsen, Schlaglöchern, Waschbrettern und ausgewaschenen Stellen machen es uns die Bumps ebenfalls unnötig schwer. Alles in allem reissen wir fünfmal ab, und werden erneut angeknotet (jedes Mal verlieren wir logischerweise erneut ein Stück Abstand) bevor schliesslich ein neues Nylon-Seil gekauft wird. 



Nun geht es trotz der zu bewältigenden Höhe nicht ständig bergauf und dieses leicht abfallende Gelände ist es, was mich um Jahre altern lässt. Unser Freund ist ein fantastischer Fahrer, aber sehr sportlich unterwegs. Wenn er einmal richtig bremsen muss, dann kleben wir ganz unelegant an seinem Rückteil. Der Knoten in meinem Magen wird härter und härter und ich weiss nicht, ob ich beten oder die Augen schliessen soll. 
Für äusserst unwillkommene Abwechslung sorgen zudem die elenden Polizeikontrollen, denn bei jeder werden wir rausgewunken, müssen palavern und uns erklären, bevor es vorsichtig wieder weitergeht, meist begleitet vom erneuten Reissen des Abschleppseils.



Oh my goodness. Kann’s eigentlich noch schlimmer werden? Es kann. Nun öffnen sich zusätzlich die Wolken und Wasser bricht auf uns nieder, als wäre das Ende ohnehin nah. 



Nein, Spass macht das nicht. Irgendwann stellt der Richtige zu allem Jammer trocken fest, dass unsere Bremsen nicht mehr geschmeidig funktionieren und er jedes Mal erst 'pumpen' muss. Mein Schrei ob dieser zusätzlichen Dramatik kommt spontan und zweifellos wollte ich das gar nicht wissen.

Mitte Nachmittag erreichen wir wunderbarerweise endlich unser vorübergehendes Ziel, und ich fühle mich, als wäre mir ein neues Leben geschenkt. Hier in Nanyuki steige ich mit den Missen zu unseren Freunden um, Peter nimmt ein Matatu und der Richtige bleibt beim Auto, wartet, bis es geflickt ist und kommt schliesslich einen Tag später ebenfalls in Nairobi an. Safe and sound.

Tutaonana
Eure African queen
Irène

Ps. Noch zum Schluss für diejenigen, die den Löwenpost vom letzten Samburu Besuch gelesen haben, die Kleine hat’s nicht geschafft. Die Pride besteht jetzt aus sechs Löwen mit dem mörderischen Männchen.

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