Eine Liebeserklärung an die Deutsche Schule Nairobi




„Mami, hier fühle ich mich wohler, als da, wo wir daheim sind.“ Hm, als Mutter könnte einem diese Aussage zu denken geben. Gesagt hat den Satz unsere damals 9jährige Miss Cheetah, nachdem wir frisch in Nairobi angekommen waren und gemeint hat sie die Deutsche Schule. Liebe auf den ersten Blick also? Ja, offenbar kann es das sogar mit einer Schule geben. Und ganz ähnlich erging es mir selbst. Nie werde ich vergessen, wie sich dieses ratternde Metalltor zum ersten Mal für uns öffnete. Wie mein Blick sofort auf eine Giraffe fiel – zwar aus Blech nur, aber immerhin -, die hier glücklich im Schatten einer alten Schirmakazie stand. Aus dem Hintergrund leuchteten freundlich gelb gestrichene Gebäude mit bunten Wandmalereien. Vögel zwitscherten in exotischen Pflanzen und mein Herz war sofort verloren an diesen sonnigen Platz, der noch viel mehr für uns bereithalten sollte. Gleich am ersten Schultag wurde vorerwähnte Tochter in einer ‚assembly’ mit allen anderen Neuzugängen sehr herzlich in die Schulgemeinde aufgenommen, während Miss Lion sich noch drei Tage gedulden musste, bis sie an einem Donnerstag frisch eingeschult und ebenso freudig willkommen geheißen wurde. 


Die Zahl der Schüler ist übersichtlich, man kennt und grüßt sich, was sicherlich viel zu einem harmonischen Alltag beiträgt und dazu, dass wir uns augenblicklich wohl fühlten. Kein Wunder an einer Schule, wo sich selbst Jugendliche aus den oberen Klassen nicht zu schade sind, Grundschülern beim Vorübergehen ein High Five zu schenken. 
Am deutlichsten offenbar, dass die Deutsche Schule tatsächlich eine Gemeinschaft ist, wird für mich aber an den diversen Anlässen. Wenn an den Bundesjugendspielen jede jeden anfeuert, die Großen neben den Kleinen herrennen und es nicht uneingeschränkt ums Gewinnen geht, wird viel mehr klar, dass Dabeisein und Mitanfeuern, Mitfiebern und Mitleiden mindestens ebenso wichtig sind. Musik sorgt jeweils für gute Stimmung, wir Eltern mögen uns und die Kinder treten untereinander in einer zwar kompetitiven, aber sehr fairen Art an. Niemals hatte ich das Gefühl, ein Sieg werde missgönnt oder gar unehrenhaft erreicht. Getoppt werden die ‚Bujus’ höchstens noch vom Schwimmfest, das womöglich noch eine Spur fröhlicher und unbeschwerter ist. Der kenianische Sommer ist heiß, und was kann es da Herrlicheres geben, als mit den Klassenkameraden in einen türkisen Pool zu springen, während einen die Eltern begeistert unterstützen? 
Eine stimmungsvollere Art von Gemeinschaftsgefühl vermittelt jeweils die Adventsfeier in Tigoni, einem Benediktinerkloster mitten in leuchtend grünen Teefeldern. Hier wird ohne religiöse Rituale gemeinsam gesungen und musiziert und ich fühlte mich danach jedes Mal glücklich und dazugehörig.
Grade für mich, die ich hier keine Arbeitsstelle hatte, war die DSN viel mehr als nur Schule. Ich habe meine Kontakte unter den Eltern geknüpft, die mich in einer beispiellos zugewandten und offenen Art aufnahmen und mir damit einen wichtigen Boden und ein geschätztes Sicherheitsnetz (und noch manch anderes...) gaben.
Es gäbe zweifellos noch Unzähliges mehr über unsere multikulturelle Schule zu erwähnen, am dankbarsten bin ich aber wohl für Folgendes:  
Ich wünsche meinen Kindern nämlich einen weiten Horizont, damit sie mit offenen Armen und Herzen in die Welt treten. Ich wünsche ihnen einen toleranten Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe, anderer Religion, aus anderen Kulturkreisen. Ich wünsche ihnen eine Menge Bewegung im Freien und natürlich auch genug schulisches Wissen. Und ich bin ehrlich davon überzeugt, dass die Deutsche Schule Nairobi der ideale Ort ist, um die Grundsteine für all das zu legen. Dafür mag ich diese Schule nach unseren bald fünf Jahren Nairobi womöglich heute noch mehr als nach jener ersten Begegnung. 



Und nun geht sie also sehr bald zu Ende, unsere Zeit an der DSN, was mich nebst aller Wehmut mit der Hoffnung zurücklässt, dass ich in ein paar Monaten mit ähnlicher Begeisterung aus der Schweiz berichten werden kann... 

Tutaonana
Eure African queen
Irène

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