Joggen in Nairobi

Ich ziehe die Tür hinter mir ins Schnappschloss und renne weiss geflieste Treppen runter, wir wohnen im obersten Stock. Auf dem Weg begegnet mir Christopher, unser Housekeeper. „Hi Christopher, how are you?“ – „Hello. I’m good, thank you, how are you?“ – „Fine. Thanks.“ Weiter geht’s auf unseren Innenhof und wieder treffe ich diverse Hausangestellte, wir grüssen freundlich und lächeln uns zu. Linkerhand der Pool, rechterhand die Bar. Vorbei an der Rezeption und dem Gym. Über den Parkplatz, ein kurzer Schwatz mit dem Schweizer Vizebotschafter, auch er erst seit wenigen Wochen hier und auf der Suche nach einem geeigneten Haus. Zum Tor mit den Wächtern. „Hello, how are you?“ – „Good morning.“ Und raus auf die Strasse. Wir wohnen nicht am Durchgangsverkehr, dennoch muss ich mindestens 5 Wagen vorbeiziehen lassen, bis ich durch die Lücke steche und auf der anderen Strassenseite durchs Portal in den Park trete. Der Wächter ist in einer dunkelblauen Uniform hinter der Gittertür gut getarnt und ich sehe ihn erst auf den zweiten Blick. Einmal mehr beherzige ich die Worte: ‚Ein Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen’, winke dazu und renne vorbei. Es wirkt, er lacht ebenfalls und winkt zurück. Gut, wieder über einen Parkplatz, vorbei am indischen Tempel und rein in den effektiven Park. Meine Füsse treffen auf festgetretene rote Erde, gesäumt von Amaryllis, Bananenbäumen, Palmen, Hibiskus und vielen mir unbekannten Pflanzen. Ich überhole Gruppen von Inderinnen, die mindestens zu zweit und zu dritt plaudernd ihre Spazierrunden drehen. Ich bin die einzige Joggerin. Begleitet werde ich von den Rufen der Elstern und beobachtet von einer Katze. Auf der Wiese schwingen drei ältere Inder ihre Arme und Beine, zwecks Körperertüchtigung, daneben rosten zwei Goals ohne Gitter vor sich hin und drei Ibisse schweben vom Himmel. Am hinteren Ende der Runde befindet sich die Müllhalde, es riecht nach Rauch, denn der Abfall wird hier verbrannt, ob organisch oder nicht. Ein Heuhaufen mottet vor sich hin, daneben liegen ein paar blaue Petflaschen. Im Osten rauscht der Verkehr hinter der Mauer, im Westen kann ich die Dächer der Schweizer Botschaft erkennen. Die Runde dauert zwei Minuten, aber noch öder erscheint mir das Laufband. Und so tollkühn wie die Einheimischen, die am Strassenrand entlang joggen, werde ich voraussichtlich nie werden.
Mit 15 Durchläufen habe ich genug und wieder einen Schritt in Richtung Normalität getan oder etwas näher dahin, wo ich mich daheim fühle.
Tutaonana
Eure soon-to-be-African-queen
Irène


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