Schiessen in Kenya oder ein Samstagnachmittag unter Schweizern
Tja, es gibt da im
Ausland diese Zusammenrottungen der eigenen Landsleute und für gewöhnlich
meiden wir solche Aufmärsche ja eher. Da sich Herr und Frau Schweizer in
Nairobi aber jeden letzten Samstag im Monat auf der Shooting Ranch treffen,
fällt die Entscheidung diesmal spontan und rasch im Sinne des SRC (Swiss Rifle
Club). Nein, wir sind daheim weder Mitglieder eines Schützenvereins noch haben
wir sonst irgendwelche verschrobenen Ideen. Schiessen gehört aber dennoch zu
den Beschäftigungen, die mir gefallen und ich bin nicht die Einzige in der
Familie mit dieser Einstellung.
Hm, die
Schwierigkeiten beginnen damit, dass wir nur eine vage Ahnung haben, wo sich
die Schiessplätze in den Ngong Hills in etwa befinden. Eine SMS von frischen
Bekannten teilt uns immerhin mit, dass wir mit zwei Stunden Weg zu rechnen
hätten. Frohgemut und hoffnungsfreudig (mein Vertrauen in des Richtigen Orientierungssinn ist grenzenlos) machen wir uns auf den Weg. Die Missen hören
ihre CDs und beginnen, wie meist, kurz nach der Abfahrt bereits mit ihrem
Picknick. Ich fahre - abgesehen von den obligaten Schweissausbrüchen – recht
entspannt und der Richtige unterhält mich mit seinen Gedanken über seine
baldige Abreise. So weit so gut. Wir nähern uns den Aussenbezirken, die Missen
stellen fest, dass es hier viel schmutziger ist, als bei uns (wohlgemerkt bei
uns heisst hier, im ‚Spring Valley Gardens’), womit sie recht haben. Obwohl
meine Aufmerksamkeit unbedingt dem Verkehr gehören muss, komme ich nicht umhin,
das Gewusel um uns herum zu bewundern. Da geht die kleine Prinzessin in ihrem
glitzrigen rosa Kleid stolz an der Hand ihres Vaters. Hier überholen zwei
tollkühne Motorradfahrer den Eselkarren. Menschentrauben drängen um den
Marktstand. Hunde, Ziegen und Kühe wagen immer mal wieder eine Strassenquerung.
Plötzlich dringt lautes Radiogeplärr durch die Fenster, wir sehen gerade noch
das Auto mit dem Lautsprecher auf dem Dach um die Ecke verschwinden. Die
Fussgänger zu beiden Seiten der Strasse sind so zahlreich, dass wir sie nur
überfliegen können. Jedenfalls kann es nicht verwundern, dass wir angesichts
dieser Fülle an Eindrücken den richtigen Abzweiger verpassen und uns bald im Irgendwo
oder verzweifelter ausgedrückt in der Pampa wiederfinden. Mittlerweile sind
zwei Stunden vergangen, von einer Shooting Range keine Spur und die Fragen der
Missen ‚Wann sind wir endlich da?’ werden von Viertelstunde zu Viertelstunde
ungeduldiger. Meine Zuversicht ist ungebrochen und der Richtige macht denn auch
einmal mehr den rettenden Anruf, wir bekommen die Koordinaten und fahren tapfer
weiter ins Nirgendwo. Obwohl mir das unmöglich erschien, wird die Strasse noch
schlechter und ist schliesslich nicht einmal mehr asphaltiert. Sind wir
wirklich richtig? Ganz leise schleichen sich leichte Zweifel ein, aber der
Richtige verströmt weiterhin Optimismus und so zwinge ich den Wagen über
Rinsen, Löcher und Waschbretter. Mitten durch einen lichten Wald von Yellow
Fever Akazien, gefolgt vom roten Staub und beobachtet von nichts als aufgeschreckten
Thomsongazellen und ungläubig blickenden Ziegenhirten. Irgendwann heftet sich aber doch ein
anderer grosser Wagen an unsere Fersen, sollte es tatsächlich sein, dass wir
das gleiche Ziel haben? Ja! Nach drei Stunden erreichen wir ein Zelt, zwei
Schiessplätze und einen Grill, um den sich eine Handvoll Menschen schart, die
sich bereits auf Bratwurst und Cervelats freuen.
Die Erleichterung ist
gross, aber nicht nur sie ist verantwortlich dafür, dass wir einen vergnüglichen
Nachmittag erleben, den wir mit Sicherheit wiederholen werden. Immerhin kennen
wir jetzt den Weg. Oder?...
Tutaonana
Euer African queen
Irène
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