Sterben auf der Strasse
Grünzeug auf
der Fahrbahn bedeutet hier nichts Gutes. Ist ein Unfall geschehen, wird er
grosszügig mit saftigen Ästen gekennzeichnet. Ich ahnte daher schon
Unerfreuliches, als ich die Blätter auf der vierspurigen Autobahn erkennen
konnte, sowie den verlangsamten Verkehrsfluss registrierte. Dass wir dann
allerdings auf einen toten Menschen zwischen zwei Ästen stiessen, traf uns doch
unvorbereitet. Wie lange er schon da lag und wie lange man ihn noch so liegen
liess, entzieht sich meiner Kenntnisse. Einheimische meinten auf meine Frage,
es dauere oft Stunden, bis die Polizei überhaupt am Unfallort eintreffe.
Jedenfalls rollten zu beiden Seiten auf je zwei Spuren Fahrzeuge praktisch
ungerührt am Überfahrenen vorbei. Laut Global status report on road safety 2013 ist Afrika
weltweit die verkehrstechnisch gefährlichste Region und Europa die Sicherste. Wir
vermeiden es, wenn immer möglich in der Dunkelheit zu fahren. Einerseits weil
es kaum Strassenbeleuchtungen gibt und die ohnehin schon dunklen Menschen
praktisch unsichtbar werden, ebenso wie die Löcher im Strassenbelag und
andererseits weil die unberechenbaren Fahrer in der Nacht schier noch dreister
werden. (Ganz zu schweigen von der Kriminalität, die - wie überall auf der Welt
- in diesen Stunden ansteigt.) Zudem sind auch hier nächtliche Autorennen
beliebt, meist von steinreichen jungen Indern, die sich ihren Wettbewerb mit
teuren Wagen auf dem Thika Highway liefern.
In diesem Jahr waren
es knapp 3000 Personen, die in Kenia im Verkehr den Tod fanden. Was immerhin
ein Rückgang von fast 10% im Vergleich zum letzten Jahr ist. Und was laut
lokalen Bekannten vermutlich vor allem auf die drastischen Strafen für Alkohol
am Steuer zurückzuführen ist.
Nun, nach unseren
Erfahrungen auf der Strasse können mich diese Zahlen nicht überraschen. Was
unserem Besuch allerdings auffällt, - und dem kann ich nur zustimmen – man hört
hier kaum je ein Hupen. Trotz all dem Chaos ist man recht friedlich
miteinander, was wahrscheinlich mit dem ostafrikanischen Temperament zutun hat,
welches eher als gelassen, denn als aufbrausend bezeichnet werden kann. Und was
mir sympathisch ist.
Aber nachdem sogar
Emma aus Emma’s war nach all ihren lebensbedrohlichen
Abenteuern im Südsudan an etwas so Banalem wie einem Unfall mit einem Matatu in
Nairobi gestorben ist, bestätigt mir dies einmal mehr, dass die Hauptgefahr im
Land vom Verkehr aus geht.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
P.S. Kürzlich haben
wir beobachtet, wie Strassenkinder die zur Abschreckung aufgestellten Unfallautos
ausgebeint haben.
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