Sandai und Solio
„Ach, Petra, wir
wollten eigentlich dieses Wochenende auf den Mount Longonot, aber es regnet.
Was meinst du, ist ein Spontanbesuch bei dir möglich?“ – „Ja, klar!“ Und dann
hat man auch noch das Gefühl, dass sie sich ehrlich freut. Ja, Petra und Sandai
übernehmen quasi den Part der abwesenden Verwandten in Kenia. Selbst wenn wir
sie nicht so oft besuchen wie wir eigentlich wollen, werden wir jedes Mal mit
einer Herzlichkeit begrüsst, die uns augenblicklich ein Gefühl des Daheimseins
vermittelt.
So wird das
Campingzeugs, das ich in meiner Euphorie schon ins Auto geladen hatte (der
Richtige war drei Tage unterwegs: Nairobi-Lodwar-Nairobi), wieder versorgt und
wir fahren stattdessen in Richtung Nyeri los. Wo wir am Sonntag endlich Solio
besuchen wollen, was ohnehin auch schon lange auf meiner Wunschliste stand. Und
ganz zu Recht, wie wir bald feststellen. Ein wunderherrliches Plätzchen. Unter
Fieberakazien grasen die Impalas und suchen Baboons nach irgendetwas (Samen?).
Wir begegnen Thomsongazellen am Fluss, Zebras neben Wasserböcken, Büffeln im
Sumpf, einem Schakal im Schatten und gar zwei vollgefressenen Löwen. Am
offensichtlichsten aber ist die Gegenwart der Nashörner. Solio ist ein privates
Game Reserve, mit so wenig Besuchern, dass wir den ganzen Tag niemandem
begegnen ausser ein paar Rangern, die alle sehr zugewandt sind. Und uns bei
einem Schwatz mitteilen, dass zirka 200 Nashörner (Breit- und Spitzmaul) in
Solio leben, was uns beeindruckt und erklärt, warum wir allenthalben über die
mächtigen Tiere stolpern. Unter den grün gewandeten Männern sorgt allerdings
des Richtigen rotes Fly Emirates-T-Shirt
für mehr Interesse, halten sie ihn doch für einen Arsenal Fan, während sie
Manchester United-Anhänger sind. Nachdem wir diesen Irrtum aufgeklärt haben
(Fussball gehört im Gegensatz zu den meisten Kenianern nicht zu des Richtigen bevorzugten Hobbies), suchen wir uns
ein schattiges Plätzchen und geniessen unser Picknick. Hach, könnte man doch
einfach hier bleiben. Unter der Akazie, der Wind im hohen Gras, das Gezwitscher
der Vögel in der Luft, die warme Erde unter den Füssen und all die herrlichen
Geschöpfe um uns herum. Wahrlich ein Platz zum Glücklichsein.
Und während ich noch
davon träume, für immer hier zu leben, wendet sich urplötzlich das Blatt.
Donner knallt, eine schwarze Wand ist aus dem Nichts gewachsen und nach den
ersten schweren Tropfen klatscht das Wasser wie aus Eimern aufs Autodach. Innert
Kürze sieht die Welt aus, als wäre sie dem Untergang geweiht. Die Erde
verwandelt sich in geschmolzene Schokolade, die Strasse in eine glitschige
Rutschbahn. Wir schlingern und gleiten und dann zack, prompt steht das Auto
quer im Busch. Allerdings haben wir Glück im Unglück, weder einen Stein noch
einen Baum getroffen, weswegen dem Richtigen das Kunststück gelingt, uns heil
zurück auf die Piste zu manövrieren. Und schliesslich sogar schadlos zum Gate
und das, obwohl kurzzeitig auch die Orientierung anforderungsreich wird, ohne
Sonne, Berge oder Wegweiser, die hätten helfen können. Well, how’s that? Never a dull moment in Africa? Very true....
http://www.africanfootprints.de |
Aber wie auch immer, das
Bergsteigen am Mount Longonot mag zwar für diesmal ins Wasser gefallen sein,
aber Spaziergänge auf Sandai und Gamedrives in Solio müssen mindestens so
wunderbar sein...
Danke, Petra!
Tutaonana
Eure African queen
Irène
Ps. Wen verwundert’s,
dass wir nach solchen Tagen offensichtlich tonnenschwer schliefen, und sogar
die beiden Elefanten verpassten, die gegen Mitternacht vor unserem Rundhäuschen
durchspazierten, was wir dann am nächsten Morgen erfuhren...
http://www.africanfootprints.de
Kommentare
Kommentar veröffentlichen