Am Fuss des höchsten Bergs in Afrika


Es ist der letzte Morgen Amboseli. Ich sitze vor unserem Holzhäuschen und warte darauf, dass der Tag erwacht. Das heisst, im Grunde hat er zweifellos für die meisten Geschöpfe rundum mich herum bereits begonnen. Da trötet das Hippo, dort rufen die Affen und hier muht ein Büffel. Es ist kühl und ein leichter Wind fährt mir durch die Haare.
Amboseli sind in erster Linie Elefanten. In zweiter auch noch einmal Elefanten, in dritter aber kommt der Kilimanjaro mit seinen 5895 Metern.
Und dann erst folgen die Windhosen, die Ebene, die Sümpfe, Zebras, Gnus, Hyänen, gestern auch ein paar Reedbocks, Grant Gazelles, ein Serval, drei Löffelhunde, Schakale, eine Gruppe Wasserböcke und eine Familie Giraffen. Bis da plötzlich der Lion King lag. Gelangweilt im Schatten der Palmen. Er wirkte ein bisschen mitgenommen, erwachte schliesslich aber doch zum Leben, als ihn ein geheimes Zeichen erreichte, die erfolgreiche Zebrajagd implizierend. Er rappelte sich auf und augenblicklich wurde offenbar, warum er etwas leidend schien und sich womöglich deswegen auch nicht an der Jagd beteiligte (obwohl das ja gewöhnlich ohnehin Frauensache bei den Löwen ist). 
Der alte Mann hinkte erbärmlich wegen eines gebrochenen Fusses, worauf die Schwellung am Hinterlauf deutete. Dreibeinig hüpfend, bewegte er sich dennoch erstaunlich schnell durchs Gras, die Angst vor dem weggefressenen Frühstück verlieh ihm tapfere Kräfte. Er fand die Familienmitglieder samt Beute und gab sich anschliessend dem gleichen Genuss hin, der auch uns zurück in die Lodge trieb. Wo wir später mit Blick auf den mächtigen Kili am Pool plägerten oder drin plätscherten und uns recht klein fühlten.
Heute Morgen ist der höchste Berg Afrikas um diese Zeit noch blau und zeichnet sich erst schwach gegen den erwachenden Morgen ab. Dennoch besticht er bereits mit seiner schieren Grösse, der harmonischen Form und wird zweifelsohne in seiner unantastbaren Erhabenheit weitere Ewigkeiten beeindrucken. 
Und hoffentlich können auch wir wieder zurückkommen.  
Tutaonana
Eure African queen
Irène





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