Wind in Marsabit
Eigentlich heisst er
Heinrich, stellt sich als Heini vor und ist in Kenia als Henry bekannt. (Heini
kann hier kein Mensch aussprechen.) Der Mann ist Schweizer und lebt seit knapp
40 Jahren in Marsabit, wo er mittlerweile verheiratet ist und sieben Kinder
hat. Sein Zeltplatz wird meist von Durchreisenden benutzt, oft von diesen
Abenteurern, die Afrika von Kairo bis Kapstadt durchqueren. Und dieser Heini
meint nun am Morgen: „Konntet ihr überhaupt schlafen? Mir hat’s geträumt, es
habe euer Zelt weggeblasen.“ Tja, Marsabit ist bekannt für starke Winde und
unsere Nacht war tatsächlich turbulent. Der Sturm brauste wie ein tosendes Meer
über uns hinweg, wobei die Böen gewalttätig an den Zeltwänden rüttelten, rupften
und rissen, so, dass ich geschätzt 100 Mal aufwachte, was aber beweist, dass ich
auch immer wieder einschlief...
Nebst dem Wind ist
Marsabit bekannt für Schlangen. Laut The
rough guide to Kenya: Marsabit is
something of a snake sanctuary, with some very large cobras – this isn’t the place
to go barefoot or in sandals. Hm. In der vergeblichen Hoffnung, dass meine
Ängste zerstreut werden könnten, erkundige ich mich bei Heini nach den
Wechselblütern. Entwarnung gibt er keine. Ja, es gebe tatsächlich viele Schlangen
hier, besonders jetzt, wenn’s geregnet habe, kämen sie aus ihren Löchern (was
uns ja bestens bekannt ist), und im Dunkeln sollen wir auf keinen Fall ohne
Licht auf die Toilette gehen. Ach. Nicht unbedingt das, was ich hören wollte.
Er erwähnt dann zusätzlich, dass Hyänen zuweilen nachts herumschlichen und gibt
die Geschichte vom Leoparden, der ihre jungen Hunde holte (bei Tageslicht) zum
Besten. Oha.
Etwas verzagt (ich), unternehmungslustig (der Richtige) und
semimotiviert (die Missen) wagen wir uns schliesslich zu Fuss auf einen der umliegenden
Vulkanhügel. Der Wind bläst uns praktisch vom Kamm, der Weg verläuft sich bald
und unser Schuhe sind alles andere als geeignet fürs steinige Gelände.
Schlussendlich erreicht immerhin die Hälfte der Familie den Gipfel, der mit
einer beeindruckenden Weit- und Rundsicht entschädigt, der die andere Hälfte
der Familie den frühzeitigen Abbruch fast (aber nur fast) bereuen lässt.
Am Abend werden wir zuletzt
mit einem Pastellhimmel belohnt, dem allerdings erneut eine sturmgepeitschte
Nacht folgt...
Lala salama
Eure African queen
Irène
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