Ja, natürlich ist der Schock über Paris auch hier ein Thema, und im Grunde haben wir ja in Kenia nach Westgate
(2013, 61 Tote) und Garissa (2015, 147 Tote) alle das Gefühl, kleine Experten
auf dem Gebiet des Terrorismus zu sein. Paris, vier Stunden mit dem Zug von
Zürich entfernt, ist schneller zu erreichen, als Garissa, wofür wir von Nairobi
mit mindestens 5 Stunden im Auto rechnen müssten. Haben jetzt also die recht,
die in der Schweiz einen Terroranschlag fürchten? Damit, dass so etwas auch in
Zürich (oder einer beliebigen anderen, grossen Stadt in der Schweiz) passieren
könnte, sicherlich. Aber deswegen Angst davor haben, dass man selber Opfer
eines Anschlags werden könnte, ist in meinen Augen Blödsinn. Wie viel
wahrscheinlicher ist es, dass man in einen Autounfall verwickelt wird, einen
eine schlimme Krankheit heimsucht oder man die Treppe hinunterstürzt. Ist die Erde ein gefährlicher Ort? Ja,
das ist sie. Und es können schlimme Dinge geschehen, immer und überall. Aber
der Terrorismus wird überbewertet (nicht, dass damit nicht jeder Getötete einer
zu viel ist und die Hinterbliebenen haben mein grösstes Mitgefühl), aber wenn sich die Menschen nach solch furchtbaren Momenten nicht
mehr trauen, das zu tun, was sie eigentlich wollen, das zu sagen und zu
schreiben, was sie meinen, Sicherheitsvorkehrungen alle Freiheit ersticken und
nur noch Angst und Furcht regieren, dann ist das falsch. Denn damit haben die
Terroristen gewonnen und eines ihrer Ziele erreicht.
Eine Untersuchung aus
dem USA (gelesen im Independent, am 2. Oktober 2015, geschrieben von Philip
Bump, in Auftrag gegeben von Barack Obama) ergibt, dass in den USA 2014 18
Menschen Opfer von Terroranschlägen wurden und in den vergangenen 34 Jahren
3521. Demgegenüber stehen allein 2015 8512 Tote
durch Waffen, also weit mehr als das Doppelte in nicht einmal einem ganzen Jahr. Natürlich sind die USA nicht die Schweiz, und auch nicht Kenya, ich möchte damit nur aufzeigen, wie überproportional auf Terror reagiert wird.
Nun muss jeder selber
entscheiden, wovor er oder sie Angst haben will, aber
um es mit Henning
Mankells Worten zu sagen: Mach dir im Leben nicht zu viele Sorgen, du kommst da
nicht lebend raus.
(Und dies aus der Feder einer worrying - alias African - queen)
Tutaonana
Irène
Kommentare
Kommentar veröffentlichen