Nächte in Tsavo
Afrikanische Nächte
haben etwas Weiches, und im Tsavo NP scheinen sie ganz besonders samtig zu
sein. Was am Staub in der Luft liegen mag oder daran, dass die grünen Hügel Hemingways violett werden
oder daran, dass die Grillen nicht so grell musizieren wie in Samburu oder
daran, dass die Temperatur niemals unter 20° Celsius sinkt. Wenn die Sonne hinter
dem Mount Meru verschwindet, die rote Erde schwarz wird und wir den Tieren noch kurz
bei ihrem Abendtrunk am Wasserloch zuschauen dürfen. Der Elefant macht den gemächlichen
Anfang, gefolgt von rot gestäubten Straussen, mäandernden Schakalen, vorsichtigen
Impalas und kräftigen Wasserböcken. Der Büffel ist mit Dreck verkrustet und
blickt gelangweilt auf die Warzenschweine, die um ihn herumrennen und Staub
aufwirbeln. Die zierliche Thomson Gazelle wagt sich kurz dazwischen, ebenso wie
ein winziges Dik-Dik, während Reiher, Gans und Marabu sich nicht beeindrucken
lassen. An- und abfliegen, ganz wie ihnen beliebt. Aufgeregter benimmt sich da
der Schwarm der Perlhühner, die ständig in Bewegung sind und von einem Ende zum
anderen hasten. Sie alle kommen vor der Zebraherde, die den vorläufigen Abschluss
macht und anzahlmässig alle schlägt, so gross ist sie, dass wir die Tiere in
der Dunkelheit nicht mehr zählen können. Der Vorhang ist nämlich gefallen.
Jetzt tanzen die
Insekten im Licht, gejagt von pfeilschnellen Fledermäusen. Leise raschelt das
Gras im Wind und hell rufen ein paar Frösche. Die Sterne funkeln und es wird
Zeit, ins Bett zu schlüpfen, obwohl das Spektakel seinen Höhepunkt erst noch erreichen
wird, wie mir die schlaflosen Schwiegereltern am nächsten Morgen versichern. Nebst einer Eland Antilopen-Familie kam ein ganzer Clan kreischender
Baboons und zu guter Letzt schlichen die getüpfelten Hyänen klagend unter dem
Balkon durch. Hat die Nacht nicht gebracht, was sie sich erhofft haben?
Nun, die Sonne geht
wieder auf, es folgt ein neuer Tag, das Spiel beginnt von vorn.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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