Der Schweizer Club
Wir Schweizer sind ja die einzige Volksgruppe, die ich kenne, die sofort das Weite sucht, sobald sie
im Ausland meint, Landsleute zu riechen. Alle anderen freuen und rotten sich zusammen,
sobald sie die Muttersprache hören. Umso erstaunlicher vielleicht, dass es
trotzdem die Schweizer Clubs im Ausland gibt. Aber womöglich ist es eben
anders, wenn man in einem fremden Land lebt, als wenn man nur auf der
Durchreise ist. Jedenfalls gehören wir gewöhnlich ebenfalls zu den
Erstgenannten, sind wenig patriotisch veranlagt, nun hier in Kenia aber dennoch
Mitglieder des Schweizer Clubs. Und das sogar gern, was ich noch in Helvetien kaum für möglich gehalten hätte. Nicht dass wir bei vielem dabei wären, aber heute fahren wir froh gelaunt und erwartungsfreudig quer durch die Stadt bis nach Karen, wo das
traditionelle Neujahrsbarbecue stattfindet. Bei einem Ehepaar, dass seit 45 Jahren in Ostafrika lebt, und wo wir im letzten Jahr schon in unsere Bratwürste
bissen, das feine Dessertbuffet genossen und uns mit Landsleuten austauschten,
während die Kinder im Pool planschten und die Papageien zum Reden animierten.
Es sind gut 40 Leute, die jeweils das kommende Jahr begrüssen und natürlich
nicht nur Eidgenossen. Der Sonderbotschafter ist mit einer Kenianerin
verheiratet. Es
gehören Südamerikaner dazu, ebenso wie Italienerinnen. Einige Originale und bei weitem nicht alle mein Fall, aber die meisten haben
keine 08.15 Lebensgeschichte zu erzählen, sondern sind weit herumgekommen.
Kenia ist manchmal nur eine Zwischenstation oder wie im Fall von Evi und Bruno,
schon mehr als das halbe Leben. Ihre Kinder sind hier aufgewachsen und
mittlerweile längst ausgeflogen. Oder Therese, Doktor der Geschichte und im Grunde
pensionierte Gymi-Lehrerin, aber fit und aktiver als ich, die stets die
passende Anekdote zur Hand hat, es nicht mag, wenn Hysteriker Krisen ausrufen
und sogar mit Obamas Schwester befreundet ist. Wahrscheinlich nach über 30 Jahren
Nairobi nicht weiter erstaunlich.
Es ist eine bunte
Mischung, von lustig bis langweilig, manchmal auch etwas unter der Gürtellinie aber alles in allem eben dennoch heimelig, kein
Wunder also, fühlen wir uns wohl.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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