Das faule Ei

Nett sein ist okay, aber für dumm verkaufen lassen wir uns dann doch nicht. Ja, die Geschichte mit der operierten Hand des Vaters mag stimmen, dennoch haben wir Simons Reliever kein Geld dafür gegeben. Und wahrscheinlich zu recht, wie uns jetzt bestätigt wurde. Vor einigen Tagen hat mich Simon vorsichtig auf ein paar Dinge aufmerksam gemacht. Der Reliever kommt jeweils an Simons freiem Tag, das heisst einmal in der Woche. Nun behauptet er offenbar (nicht uns gegenüber, aber vor seinem Superwiser), er habe während unserer Abwesenheit nicht in unseren Compound hinein gekonnt - was Blödsinn ist - und über den Zaun klettern müssen, wobei er sich verletzt habe. Er sei im Spital gewesen und hat diesbezüglich sogar ein Zeugnis vorgeführt, allerdings wurde er dann trotzdem der Lüge überführt (wie, entzieht sich meiner Kenntnisse, aber offen gestanden hat er mir nie einen irgendwie beeinträchtigen Eindruck gemacht.) Und die Askaris der Nachbarn erzählen nun seine neueste Schandtat, dass er nämlich während unserer Ferien das Grundstück fünf Stunden vor seinem eigentlichen Feierabend verlassen hat, ohne unser Wissen geschweige denn, unsere Erlaubnis. Mit den Geldleihen sind wir ohnehin eher zurückhaltend (es braucht halt jeder eine Spritze, denn jeder hat irgendwo einen kranken Verwandten, ein Kind, das in die Schule will, eine Beerdigung, Hochzeit, Unfall...), aber wenn wir jemanden gut kennen, helfen wir natürlich und was ausserordentliche Absenzen angeht, sind wir auch nicht kleinlich. Ich halte uns sogar für ziemlich grosszügig und mich im Besonderen für eher weichherzig, aber was zu viel ist, ist zu viel.
Nein, mein Lieber. Das war’s dann für dich mit einem Posten bei der Schweizer Botschaft. Good luck und auf hoffentlich Nimmerwiedersehen. Auf Wächter wollen wir uns einfach verlassen können. Und da ohnehin eine gewisse Umstrukturierung stattfand, konnte der Mann relativ unauffällig ersetzt werden. Heute nun ist Titus an seiner Stelle erschienen und seine Einführung oblag mir, da der Richtige – letzte Woche Somalia, diese Woche Uganda – durch Abwesenheit glänzt.
Tutaonana
Eure African queen
Irène

Ps. Um das Ganze in die richtige Relation zu setzen, möchte ich erwähnen, dass Steven der erste ist, mit dem wir persönlich schlechte Erfahrungen machen und das nach 1 ½ Jahren und diversen Hausangestellten, Gärtnern und Guards.

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