Titus und die Schule
Auf das Thema kamen
wir, weil Titus erwähnte, dass sie jeweils als Strafe Gras schneiden mussten,
wenn sie ihre Hausaufgaben nicht fertig hatten oder im Unterricht unaufmerksam
waren oder sonst etwas anstellten. Er ist in der Moi-Ära zur Schule gegangen
(während der 80er Jahre), also genau wie ich. Nur quetschten sich 80 – 90
Schüler in seine Klasse, derweil es bei uns gut 20 waren. Sie sassen zusammengepfercht
auf Bänken, Schreibtische gab es keine. Die ganze Primary School fasste über
1000 Schüler und sie alle kamen von weit her. Er zum Beispiel musste um 5.30
Uhr los, damit er zusammen mit seinen Gspänli die fünf Kilometer weit entfernte
Schule rechtzeitig erreichte. Auf dem Weg lauerten Schlangen, Affen und riesige
Echsen, die mit ihren starken Schwänzen nach den Kindern schlugen. Immerhin
ging’s ihm besser als vielen anderen, denn damals war der Schulbesuch in Kenia
alles andere als selbstverständlich. Und oft wurden sie selbst Eltern, bevor
sie noch das zwanzigste Lebensjahr erreichten. Das hat sich seither stark
verändert. Die meisten kenianischen Kinder schliessen heute mindestens Grade 4 ab. Zudem wurde eine bedeutende
Anzahl von neuen Schulen (vor allem Private) eröffnet, wodurch sich auch die
Schulwege verkürzten. Kommt hinzu, dass heute nur noch halb so viele Schüler in
einer Klasse sitzen (meist zwischen 30 und 40), was allerdings im Vergleich zu
den Klassen der Missen immer noch zirka doppelt so viel ist. Unterrichtsform
ist in der Regel Frontalunterricht und individuelle Förderung liegt nicht drin.
Titus’ Tochter steht mit ihm um 5.00 Uhr auf, damit sie das Matatu um 5.30 Uhr
erreichen, da er um 6.00 Uhr mit der Arbeit beginnt. Das Mädchen wartet dann
fast zwei Stunden, bis der Unterricht beginnt. „But I made sure, that she is safe. There is security around.“
Hm, ideal ist das sicher
nicht. Aber Titus ist zufrieden, er hat sie von einer Slum-Schule neu an die Karura Forest Primary School umgemeldet
und ist davon überzeugt, dass Fay hier richtig ist. Strahlend erzählt er mir,
dass sie zum Frühstück so viel Porrigde
bekommt, dass sie unmöglich alles aufessen kann. Nun, das ist doch schon mal
was.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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