Bye bye 'Spring Valley Gardens'
Es sind die Elstern,
die ihn kreischend verraten, den frechen Affen, der auf unserem Dach hockt.
Hastig klettert er weiter, überlegt, ob er sich in ein offenes Fenster
schleichen soll, um seinen Häschern zu entfliehen, lässt es bleiben und springt
lieber wieselflink zurück über die Ziegel auf die andere Seite des Hauses, wo
sich wahrscheinlich der Baum befindet, über den er zu uns geraten ist. Tja,
hier sitze ich also zum letzten Mal im ‚Frühlingstal’ an meinem Schreibtisch, der
beladen ist mit allerlei Krimskrams und irgendwo auf der Welt stehen könnte.
Blicke ich aber durch die vergitterte Fensterfront, welche das Sonnenlicht
bricht und mir eine Aussicht auf die Aufregung da draussen schenkt, lacht mein
Herz und es ist glasklar, dass ich nicht irgendwo bin, sondern mitten im
pulsierenden Afrika. Der Himmel ist blau, ein paar vereinzelte Kumuluswolken
sind noch unschlüssig, ob sie sich zu Türmen aufbauen und eventuell ein
Gewitter bringen wollen. Eine Libelle schwirrt vorbei und hoch, hoch oben ziehen
zwei Milane ihre Runden. Palmblätter wedeln müde im Wind, ein Mann mit Tasche
steht müssig an der Strasse, sich überlegend, ob es sich besser auf der anderen
Seite warten liesse. Er macht ein paar Schritte und steht wieder still. Bestimmt
ist ihm warm. Meine Aussicht wird von diesem Grün dominiert, von dem ich nie
genug bekommen kann und das umschmeichelt wird vom leuchtenden Pink der
Bougainvillea. Unter den Bäumen und neben den Sträuchern befindet sich die
vielbefahrene Kreuzung, vor der ich mich jeweils ernsthaft frage, wie ich je
heil drüber kommen soll. Der Strom der Autos bricht niemals ganz ab, auch
nachts nicht. Und die Fahrzeuge reichen vom Uraltlastwagen über protzige
Offroader bis hin zu den ganz normalen Toyota-Familienkutschen. Kabete Lane
steht schwarz auf grau und gut sichtbar über einer Werbung für Clean Water, die
die Solution für Afrika verspricht. Gerade hält ein Matatu und entlässt drei
Grazien, die weiblich und in einer ihnen ganz eigenen Gangart die Strasse überqueren.
Ich erkenne, wie sie zwanglos miteinander plaudern und bin mir sicher, dass sie
die gleichen Themen erörtern, wie sie überall auf der Welt abends nach einem langen
Arbeitstag beschäftigen. Es kommt Wind auf und die Palmwedel tanzen sofort
fröhlich, ich höre ihr Flüstern und bestaune ihre filigranen Schatten. Aus einer weissen
Kumuluswolke ist ein dunkelgrauer Nimbus entstanden, der sich mir vor die Sonne
schiebt. Typisch nairobisch ist es damit sofort kühl und noch während ich
innerlich hoffe, dass es das nicht gewesen sein möge mit der Sonne, stielt sie
sich bereits wieder blinzelnd hervor.
In diesem Moment bin ich
glücklich und weiss, dass ich diese Aussicht, trotz aller Vorfreude auf unser
neues Haus, vermissen werde.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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