Résumé nach einem Monat Kenya II

Woran ich mich noch nicht gewöhnt habe:

Dass das Dunkel unter einer Treppe oder in einer Ecke oft ein Mensch ist.
Die Mücken, die zuweilen nachts über uns herfallen.
Die Milane, die im Sturzflug versuchen, uns unsere Zwischenverpflegung wegzuschnappen.
All die Mauern und Stacheldrähte, und dass wir hinter Gittern leben.
Der Geruch nach Feuer, wenn er aufdringlich stechend daherkommt.
Dass Nutella CHF 10.00 und Konfitüre teilweise noch mehr kostet.
Dass die Schuhe nach dem Regen schwerer und schwerer werden und sich zentimeterdick die Erde dranfesthält.
Dass andere Menschen mein Bett, die Wäsche und den Geschirrabwasch erledigen.
Dass abends das Licht ausgeht, wenn wir mitten in der Gute-Nacht-Geschichte sind.
Die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die sich ständig auf der Strasse zeigen, mit den Fussgängern, Bettlern und Riesenkarrossen. (Immerhin sind es hier nicht diese Pseudo-Hummer, wie sie im Südsudan offenbar gang und gäbe sind.)
Noch ein paar Worte zu den Bettlern. In der Schweiz ist es ja relativ einfach, sie zu ignorieren, sich zu denken: „Melde dich bei einer der Sozialinstitutionen, du gehst mich nichts an, was du tust ist verboten und im Grunde bist du sowieso selbst Schuld.“ Hier geht das nicht, es fehlen genau diese Sozialinstitutionen. Was geschieht mit den Blinden, die durch die Autoschlagen geführt werden, sobald sich irgendwo ein Stau bildet, wenn ihnen niemand etwas gibt? Wovon lebt der Einarmige, der tagtäglich unter dem gleichen Baum sitzt oder liegt und bei dem ich noch nie beobachten konnte, dass er etwas bekommen hätte? Uns gegenüber hat er resigniert. Am Anfang hat er uns jeweils in fast aggressiver Manier seinen Armstummel hingestreckt und draufgeschlagen, als wollte er ihn sich kürzen. Mittlerweile schaut er kaum noch auf, wenn ich vorbeifahre und von oben herab (aus dem Auto, aber es fühlt sich auch sonst ein bisschen so an) auf ihn blicke. Hebt er doch manchmal den Kopf und bewegt seine Lippen im Selbstgespräch, so erinnert er mich an die kranken Afrikaner mit dem irren Blick in Zürich, um die sich die Polizei kümmern muss.
Wer tut es hier? Und was ist meine Rolle?

Tutaonana
Eure African queen
Irène


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