Hinter den Garbage-Männern

Leider habe ich die Müllabfuhr nicht fotografieren können, aber die Strassen geben auch sonst allerhand her...
Noch fehlt mir die abgebrühte Durchsetzungskraft der jahrelangen Strassenerfahrung, weswegen ich mit Vorliebe ausgewählt werde, wenn man sich jemandem vor die Nase quetschen will. Well, that’s okay. Heute hatte ich daher die Gelegenheit, eine gefühlte Ewigkeit hinter einem Garbage-Lastwagen herzutuckern, was mir wiederum die Möglichkeit gab, den Männern bei der Arbeit zuzuschauen. Sieht man von den Rostflecken und Beulen ab, wirkt das hellgrün-türkise Gefährt von vorne ganz freundlich, ist es doch mit allerlei Kuriosem geschmückt. An die Kühlerhaube sind Geschenkmaschen von Rot über Blau, bis Weissgrün-gestreift gebunden, am Seitenspiegel hängt ein Bastkörbchen, auf dem Dach der Führerkabine kleben diverse Plastikblumen. Offensichtlich stammen die Dinge aus dem Abfallfundus. Nun, mir war es dann vor allem vergönnt, das Ding aus den 70er Jahren von hinten zu studieren. Abgesehen davon, dass es schwarze Abgaswolken aus dem Auspuff schnaufte und meine Sicht daher leicht trübte, wurde ich des Anblicks der Arbeiter nicht müde. Welchen Zweck sie verfolgten, indem sie mit  blossen Händen – klar, wie denn sonst – all die kleinen und grossen Plastiksäcke aufrissen und die erscheinenden Gräulichkeiten herauspurzelten, war ziemlich offensichtlich. Abfall wird hier nicht getrennt, also ist es an ihnen, im Müll nach Dingen zu suchen, die sie noch verwenden können. So pumpten sie vor meinen Augen einen Rest Putzmittel aus der Sprühflasche, warfen Petflaschen auf die eine Seite und anderes Undefinierbares unter ihre Füsse. Es sind junge Männer, die da oben stampfen, es mag daran liegen, dass die Arbeit anstrengend ist, vielleicht aber auch daran, dass man gar nicht alt werden kann in diesem Job, da man sich vorher eine gefährliche Krankheit holt oder verletzt (im Schrott liegen mit Sicherheit auch Scherben, Blechbüchsen, eventuell Spritzen, vollgeschnupfte Taschentücher, Servietten von Todkranken oder was weiss ich noch alles). Zudem erscheint es mir nicht ungefährlich, sich auf diesem schwankenden und ständig wachsenden Abfallberg zu bewegen, ohne herunterzufallen, vor allem, da hinten alles offen ist und sie mir quasi direkt auf die Kühlerhaube fielen, würde ihr Chauffeur mal unverhofft zünftig Gas geben oder ein Schlagloch übersehen. (Es gibt die Garbage-Lastwagen übrigens auch in geschlossener Ausgabe, was ich mir für die Arbeiter allerdings noch schlimmer vorstelle.) Für diesmal kamen jedenfalls alle mit heiler Haut davon, der Transporter bog irgendwann ab und ich fuhr unbehelligt nach Hause.
Tutaonana
Eure African queen

Irène  

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