Der Kater mit der Überdosis

Vorgestern war Kitos einschneidender Tag. Der Kleine ist nun sechs Monate alt und nachdem unsere beiden Kater am Sonntag zum ersten Mal abends zur Schlafenszeit nicht auftauchten, befanden wir, dass es Zeit für die Kastration sei. Es ist ja niemals schön, ein geliebtes Tierchen allein in einer fremden Umgebung der Ungewissheit zu überlassen. Und so unbesorgt, wie Kito halt noch ist, ahnt er nichts Böses, sondern schnurrt auch noch laut aus der Transportkiste, als mir längst das Herz schwer wird. Nun, seine entspannten Wohlfühlgeräusche verwandeln sich angesichts des lauten Hundegebells und der unbekannten Gerüche zusehends in ein bedrohliches Knurren. Dennoch muss ich ihn natürlich allein zurück- und seinem Schicksal überlassen. Man versichert mir, ich könne die Katze um 12.00 Uhr abholen, was ich freudig zur Kenntnis nehme. Allerdings erreicht mich schon bald eine SMS, pick up time ist neu um 14.00 Uhr. In der Praxis angekommen, schläft das Tier um die Zeit aber noch komatös und ich werde wieder heim geschickt. Um 16.00 Uhr starte ich mit den Missen einen weiteren Versuch, nichts kann den kastrierten Kater aus seiner Bewegungslosigkeit rütteln. „There’s an issue, normally he should be awake by now.“ Hm. Es wird uns dennoch erlaubt, Kito nach Hause zu nehmen. Pfoten, Ohren und Nase sind kalt, seine Atmung geht langsam. Miss Lion organisiert sofort eine Bettflasche, Miss Cheetah eine Wolldecke. Von Zeit zu Zeit checken wir das lahme Tier, können allerdings keine Veränderung feststellen, immerhin scheint die Atmung stabil. Schlimme Szenarien spuken durch unsere Köpfe (war das damals eine Amerikanerin, die nach einer Narkose sieben Jahre im Koma gehalten wurde und man sich nicht einigen konnte, ob die Maschinen abgestellt werden sollten?). Nun, irgendwann kann ich die besorgten Missen davon überzeugen, dass sie trotz des Nicht-wach-zu-Kriegenden ins Bett müssen. Und siehe da, um 21.30 Uhr beginnt sich im Katzenkorb etwas zu regen. Torkelnd erhebt sich der zähe Tiger und versucht ungeschickt auf unser Doppelbett zu klettern. Natürlich chancenlos. Mit grenzenloser Erleichterung helfe ich nach und von Stunde zu Stunde kehrt unser neugieriger Kito ein Stück mehr zurück. Das war wohl ziemlich knapp.

Tutaonana
Eure African queen

Irène
  

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