Go well, go shell? Oder die Kupplung ist hinüber
Oha, da stinkt etwas. Der Motor hat null Power und die Maschine heult. Wir sind auf dem
Weg nach Buffalo Springs und zirka zwei Fahrstunden von Nairobi entfernt. Oweh. Mit viel Mühe kriechen wir die letzten Meter
auf die Anhöhe nach Kerugoya hinauf und rollen im zweiten Gang in die erste
Tankstelle am Weg. Shell. Bald gucken fünf Männer ebenso ratlos wie wir unter
die geöffnete Motorhaube. „Do you want me
to call the mechanic?“ – „Yes, please.“
Der um Hilfe Angerufene kommt aus der Garage gleich um die Ecke, checkt
den Motor und meint kompetent nach einer kurzen Proberunde und einem
fachmännischen Blick: „The engine is
okay, it’s the clutch.“ Oh well.
„Do you want me to fix it?“ Nun, es
wird uns wohl nicht viel anderes übrig bleiben, wollen wir heute überhaupt noch
irgendwohin gelangen. „How long will it
take? And how much will it cost?“ Nach kurzem Überlegen meint der Mann, er
schaffe das in zwei Stunden und kosten würde es ungefähr KES 5000 (CHF 50).
Der Richtige fragt in Nairobi bei unserem Hausmechaniker nach, wie realistisch
das sei und kriegt bestätigt, dass Richard das nicht für unmöglich hält. Sawa.
Damit beginnt das grosse Zerlegen, beziehungsweise Warten. Gelbweisse Fähnchen
flattern fröhlich im Wind, der Verkehr rauscht vorbei, die Missen lesen auf ihren
Autositzen an die Hauswand gelehnt. Es ist frisch, mit Jacke aber nicht unangenehm,
jetzt um 8.30 Uhr schätzungsweise 20° Celsius. Ein Grill steht verlassen auf
dem Parkplatz, diverse Autos warten auf bessere Zeiten, von irgendwoher riecht
es nach Frittiertem und unser Mechaniker preist das örtliche Hotel
als very good an. Warum nicht.
Wir
gönnen uns Chai und Mandazis. Von den Bodabodas plärren die Radios, Eukalyptus
steht in Reih und Glied, der Himmel ist blau, überzogen mit einigen weissen
Wolken, aus dem Compound über der Strasse steigt Rauch, Männer lachen und die
Stimmung ist ganz gut.
Die Stunden
verrinnen, der Tag nimmt seinen Lauf, der Mechaniker hat Unterstützung bekommen
und wir warten. Die Zuschauermenge wechselt von Zeit zu Zeit, nur die
neugierige Kinderschar bleibt. Nach zwei Stunden ist die defekte Kupplung
immerhin ausgebaut. Der Mechaniker schwingt sich aufs nächste Bodaboda und
macht sich auf die Suche nach einer neuen. Hm, das kann dauern. Aber zum Glück
ist Karatina, die nächst grössere Stadt gar nicht so weit entfernt und nach
zirka ¾ Stunden kommt unser Mann siegessicher zurück, mit einem Mitsubishi
Originalteil, wie er behauptet. Es wird Nachmittag, die Missen lernen ein Lied von
ihren neuen Freundinnen, kriegen die Haare gestreichelt und lesen dafür im
Gegenzug aus ihren deutschen Büchern vor, was für grosse Heiterkeit sorgt,
nicht nur unter den Kindern.
Ich gönne mir einen
Kaffee im Trans Hotel. Hier läuft ein kleiner Fernseher in der Ecke, des fast
fensterlosen Raums. Fünf Männer sitzen an zwei Tischen, eine Neonröhre an der
Decke sorgt für Licht, mein Kaffee wird frisch gebraut in einem winzigen Verschlag, Kenianer trinken Chai, Tee, und nur selten Kaffee. Rechts vorne ist gleich noch ein Shop eingebaut, der nebst
Wasser, Salz, Waschmittelportionen und Süssigkeiten auch Zucker, WC-Papier und Instant
Coffee im Sortiment hat. 30 Rappen kostet mich mein Getränk, das mehr nach
Milch, als nach Kaffee schmeckt und siedendheiss ist. Eine Fliege leistet mir Gesellschaft.
Draussen sind sie in
meinen Augen noch nicht viel weiter, immerhin arbeiten aber mittlerweile fünf
Männer an unserem Auto. Was durchaus gut ist, schleicht sich doch allmählich
die Sorge ein, ob wir unser Ziel bei Tageslicht erreichen können, wo wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben. Aber wenn es unser Held nur
schafft, die Karre wieder zum Laufen zu bringen...
Nun, nach sechs
Stunden ist das Wunder schliesslich vollbracht, das Auto geflickt, der
Mechaniker stolz und wir zurück auf der Strasse.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/1328-schussbereit.html
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