Elefanten im Camp

 „Hurry up! Hurry up! He is coming!“ Tatsächlich, da nähert sich in ungemütlichem Tempo ein gewaltiger Elefant. Wir lassen alles stehen und liegen und hasten mit den anderen Gästen auf die Terrasse, von wo wir die beste Aussicht auf das Spektakel haben. Das Elephant Bedroom Camp ist nicht eingezäunt, weswegen die Dickhäuter regelmässige Besucher sind. Wir schiessen Bilder und warten darauf, unser Essen fortführen zu können. 
Zur Unterhaltung schlägt ein Amerikaner der jungen Chinesin vor, ihr 600 USD zu bezahlen, sollte sie hingehen und den Elefant berühren. Bevor sie sich dazu äussern kann, erklärt einer der Engländer, dass er das für USD 600 durchaus wagen würde. Ich breche in ungläubiges Gelächter aus. „I don’t think, that’s a good idea.“ Aber er meint es durchaus ernst. Und mich durchzuckt sogleich die Gewissheit, dass genau dieses vernünftige Sicherheitsdenken uns so langweilig macht. (Aber im Gegenzug zweifellos auch zu unserem Wohlstand führte.) Die chinesische Familie wiederum hat sich uns allen bereits auf die eine oder andere unbedarfte Weise aufgedrängt. Der Vater nötigt uns, seine Schnappschüsse zu bewundern - aufgenommen aus dem Zelt durch das Moskitonetz, was die zweifelhafte Qualität erklärt - dass wir vom Nachbarzelt aus die gleiche Aussicht haben, kommt ihm nicht in den Sinn. Das Baby des britischen Army-Paars wird genussvoll chinesisch besungen, was ihn zuerst mit grossen Augen lauschen lässt, danach aber zu unkontrolliertem Schreien führt, und mit den Amis will die Tochter aus Fernost schliesslich gern einen Maasai inspirierten Jump-Contest ausführen, was die Männer aus den Staaten indes dankend ablehnen.

Um es kurz zu machen, es gibt keine gute Geschichte, der Brite wirkt zu entschlossen, der Amerikaner hängt zu sehr an seinem Geld und die Chinesin ist dann doch nicht unbedarft genug.

Schön waren aber die Elefanten im Camp alleweil und unseren Lunch konnten wir wenig später zu Ende geniessen, ebenso wie am Morgen, noch im Bett liegend, die Dickhäuter bei ihrem Frühstück beobachten.

 

Tutaonana

Eure African queen

Irène 

http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/1328-schussbereit.html