Kenianerinnen und ihre kleinen Lügengeschichten
„Hi baby-girl.“ – „Hi.“
„Aber Mami, ich bin
doch kein Baby mehr.“ – „Nein, aber das sagt er, weil er dich mag und du die Kleinste
bist.“ Kenianer haben Kinder grundsätzlich sehr gern und sind lieb zu ihnen
(jedenfalls die meisten.) Das finde ich schön und freut mich. Was mich
allerdings zuweilen irritiert und mir widerstrebt, sind diese kleinen
Lügengeschichten, die sie ihrem Nachwuchs auftischen. Ich bin keine
Wahrheitsfanatikerin oder der Meinung, dass man Kindern alles und jedes offen
sagen muss. Zahn- oder Nuggifee, Windelfutsch, Muggenstutz und allerlei andere
Fabelwesen gingen und gehen auch bei uns ein und aus. Unsere Kinder glaub(t)en an
den Samichlaus und das Christkind, aber ohne, dass ich sie richtiggehend
belüge, kommt die Frage auf den Punkt, weiche ich so lange vorsichtig aus, bis
sie’s ehrlich wissen wollen.
Ein Thema allerdings
haben wir niemals vermieden oder vom Storch erzählt. Die Missen wissen quasi
seit immer, woher die Kinder kommen und auch wie sie entstehen. Haben sie doch
im Zoo den Film über die Geburt des Elefanten an die 100 Mal geschaut und schon
als Kleinkinder die Bilderbücher zum Kinderkriegen aus der Bibliothek
heimgeschleppt. Damit wird das niemals zu peinlichen Gesprächen führen, die wir
zu fürchten haben. Und mit Beruhigung habe ich zudem die Untersuchungen
gelesen, die gezeigt haben, dass je früher Kinder aufgeklärt werden, umso
später werden sie Eltern, was mir durchaus lieb ist.
Zum Thema sexuelle Aufklärung
habe ich Eva (und bei anderer Gelegenheit auch Emma) gefragt, wann sie
beabsichtigen ihre Töchter zu informieren und beide waren sich einig, dass das
die Schule übernehme: In grade 4. Okay,
das ist ihre Sache, und im Schulunterricht gehört es auch bei uns in die 4.
Klasse. Was mich allerdings wirklich unangenehm berührt, sind diese Märchen,
die kenianische Mütter erfinden, wie dasjenige von den Babies, die einfach im
Spital abgeholt werden können. Und dass sie sich überlegen, vielleicht auch
bald noch eins zu nehmen. (Das erzählen sie selbst, wenn sie keinesfalls ein
weiteres Kind wollen.)
Ein anderes Beispiel
zu einem anderen Thema: Dem Kind wird angedroht, dass man es bei den Grosseltern
lasse und jetzt nach Hause gehe. Was natürlich zu Angst und Weinen führt, und
am nächsten Morgen zu grösster Erleichterung, weil die Mutter doch noch da ist.
Frau sieht das irgendwie als Spass.
Es gibt unzählige
solch obskurer Spielchen. Die mir nicht im Traum einfallen würden, mit meinen
Töchtern zu spielen. Ich wünsche mir, dass meine Kinder mir vertrauen und
glauben. Aber möglicherweise verstehe ich ja auch nur den Humor nicht...
Tutaonana
Eure African queen
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