Eine Safari im Regen ...


... hat etwas meditativ Düsteres: Das gleichmässige Trommeln des Regens aufs Autodach; die Tropfen, die sich ihren Weg den Fenstern entlang unwiederbringlich nach unten suchen; Scheibenwischer, die quietschend ihre Rundbögen zeichnen; der Wagen, der durch die grau-braun-gelb-grüne Umgebung rutscht, schlingert, spult und wackelt; die Räder, die im Matsch schmatzen und durch Pfützen rollen; tiefhängende Wolkengebilde, die sich von hellgrau über anthrazit bis schwarz ins Unendliche türmen; ein paar Perlhühner, die verschreckt über die Strasse huschen; eine Herde Zebras, die stoisch im Gras steht; zwei Kronenkraniche, die vorbeistolzieren; ein einsames Warzenschwein, das über die Weite trabt; Giraffen, die ungerührt Blätter aus Baumwipfeln rupfen; der blecherne Ruf eines Guinea Fouls, der von einem Ast schallt; das kurze Aufwachen, als ein Impala daher galoppiert und gleich darauf drei Thomsons folgen.
Wir schleichen vorbei an Büffeln, die dunkel vor Nässe glänzen. Jackson’s Hartebeest und Oryx blicken uns gleichgültig hinterher. Zwei Elefanten harren still, als wären sie graue Felsen. Die Dreckspritzer an der Scheibe lassen an Sommersprossen und fröhlichere Stunden denken. Der Teich erinnert an ein eisernes Nagelbrett. Und wie gut die Marabus zur morbiden Stimmung passen. Staksigen Schrittes schreiten sie über die Wiese, reissen ihren Kopf ruckartig von rechts nach links und wieder zurück.
Wie anders ist es doch, wenn die Sonne vom Himmel brennt, alles leuchtet und strahlt. Heute wirken selbst die roten Blumen wie vom Friedhof und das schimmernde Auge des Swimmingpools blickt trüb und verhangen in die Welt.
Vor unserem Zelt kriecht eine weisse Nacktschnecke und als der Niederschlag schliesslich doch noch aufhört, fliegen die Schwalben tief unter den triefenden Akazien. Und dann geschieht kurz vor Sonnenuntergang doch noch das Wunder, es stehlen sich ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, lassen die Fenster aufblitzen, ein Stück Himmel blau blinzeln und urplötzlich die Erde wieder einen freundlichen Ort werden.

Tutaonana
Eure African queen
Irène
http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/1328-schussbereit.html


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