Englisches Erbe

Amtssprache Englisch, Linksverkehr, Frühstück mit Schinken, Würstchen, Bohnen, gedämpften Tomaten und Pilzen, Eier in allen Variationen, Orangenmarmelade, Schuluniformen und Teatime, ja, es besteht kein Zweifel, wessen Kolonie Kenya einst war. Und für einmal tauchen wir noch ein bisschen weiter in das englische Erbe ein. Boniface hat uns in den Nanyuki Sportsclub eingeladen. Eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen wollen, denn ohne invitation eines Mitglieds kommt man nicht in diese für uns geschlossene Welt hinein. Zudem liegt Nanyuki fast in der Mitte zwischen Nairobi und dem Samburu NR.
Ein riesiger Golfplatz, rote Backsteinhäuser, sauber getrimmte Hecken, dunkle Wolken am Himmel, wir könnten irgendwo in Grossbritannien sein.
Als erstes werden wir an rules and polite notices herangeführt. Da wär zum Beispiel Regel Nr. 10: THE USE OF CELL PHONES IS PROHIBITED WITHIN THE MAIN LOUNGE, DINING, BAR AND SNOOKER ROOM. ANY PERSON IN BREACH OF THIS BYE-LAW SHALL BE LIABLE TO PAY A FINE OF KSHS 1000. Oder: WAERING OF CAPS AND HATS IS NOT ALOUD IN THE CLUB HOUSE. Wir erklären uns mit allem einverstanden und hoffen schliesslich, nicht allzu viel falsch zu machen. Eigentlich wollen wir draussen in der Sonne sitzen, aber wie es das englische Wetter vorsieht, beginnt es bald zu regnen. So ziehen wir uns gezwungenermassen in die Main Lounge zurückziehen. Ein finsterer Raum mit massiven Mahagoni Möbeln bestückt, die Roll of Honour, wo die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs geehrt werden, hängt prominent an der Wand. Der überdimensionierte Kamin ist gekränzt mit mindestens 30 glänzenden Pokalen, darüber hängt ein riesiges Hirschgeweih. Ein Inder schaut Cricket im TV in der Ecke, ein scheintotes Ehepaar isst Lunch, eine Männergruppe trinkt Bier um einen runden Tisch. Die Wände sind gepflastert mit Regimentstafeln, von der Decke baumeln drei grosse Kronleuchter, Bilder vergangener Schlachten und Jagden verbreiten eine düstere Stimmung, die der dunkle Wandtäfer noch unterstützt. Etwas eingeschüchtert setzen wir uns auf orangeweisse Sitzkissen. Und werden prompt darauf aufmerksam gemacht, dass kurze Hosen hier drin nicht erwünscht sind. Klar. Der Richtige geht und zieht brav ein langes Paar an, derweil die Missen mucksmäuschenstill sitzen, denn Kinder sollten möglichst nicht gehört und am liebsten wohl auch nicht gesehen werden.  
So geht der Nachmittag etwas steif vorbei, essen und schlafen tun wir gut, sind aber am nächsten Tag trotz allem froh, die gestrenge Umgebung verlassen und stattdessen ins wilde Afrika zurückkehren zu können.
Tutaonana
Eure African queen

Irène 

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