Besuch bei der Polizei - you have to be patient
im Notfall das Schweizer Kreuz? .... |
Die Schuld wurde
nicht beglichen. Und der Gang zur Polizei ist unausweichlich.
„Es handelt sich bei
Ihrem Fall um eine zivilrechtliche Angelegenheit, die die Polizei nichts
angeht. Da müssen Sie schon selber schauen, wie Sie zu Ihrem Geld kommen.“
Damit hat sie ja
Recht und irgendwie kommen mir die Worte sogar ziemlich bekannt vor. Und jetzt,
was machen? Wegen der paar Franken beziehungsweise Schillinge lohnt sich der
Aufwand eines Gangs vor Zivilgericht natürlich nicht.
„Wissen Sie, Sie
müssen Geduld haben, der Mann hat kein Geld.“
Wir haben reichlich
Geduld gezeigt, der Vorfall geschah im letzten Dezember und jetzt haben wir
Mai. Zudem haben wir ihm bereits einen Viertel der Schuld erlassen, denkt man,
sagt aber freundlich: „Yes.“
Und noch einmal: „You
have to be patient.“
„Yes, yes.“
Immerhin schlägt die
Polizistin vor, den Sünder anzurufen, und ihn daran zu erinnern, dass er noch
einen Betrag zu bezahlen habe. Das Gespräch dauert nicht lange und alles, was
sie nachher erneut zum Besten gibt, ist: „You have to be patient. Der Mann hat
kein Geld. Und er versteht Ihr schnell gesprochenes Englisch nicht.“ Hm, nach
viermaligem Treffen ohne jegwelche Verständigungsschwierigkeiten eher
unwahrscheinlich.
Die Stimmung war noch
nie zugunsten des Mzungus und wird jetzt sogar noch ein bisschen angespannter:
„Woher kommen Sie eigentlich?“
Nun, da ich für die
Schweizer Botschaft arbeite, ist das wohl ziemlich offensichtlich, denkt man,
sagt aber freundlich: „Aus der Schweiz.“
„Aha, gut. Ich würde
gern in die Schweiz gehen und da arbeiten. Kann ich das?“
„Nur, wenn Sie eine
Arbeitsbewilligung haben, was aber eher schwierig sein dürfte.“
„Das ist
rassistisch.“
„Wie ist es denn in
Kenia? Kann ich da einfach kommen und sagen, ich will jetzt hier arbeiten?“
„Nein. Das geht
nicht.“
„Tja, dann haben wir
ja die gleichen Gesetze.“
Damit wäre die
Situation wohl geklärt. Man verabschiedet sich und ist einmal mehr davon
überzeugt, dass man in Kenia am liebsten gar nichts mit dem verlängerten Arm
des Gesetzes zutun hat. Eine Hilfe sind sie nicht, eher schon das Gegenteil.
Die Polizei auf Platz
zu bestellen ist fast ebenso aussichtslos, wie auf ihre Unterstützung zu
hoffen. Wenn sogar Tote Stunden auf der Strasse liegen bleiben, kann man sich
in etwa vorstellen, auf wie grosses Interesse ein umgefahrenes Strassenschild
stossen wird. Eine gern gebrauchte Ausrede ist jeweils: „We don’t have any
petrol.“ Kann man sich so etwas in der Schweiz vorstellen?
Well, you have to be
patient.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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