Was ist ein Nachtwächter wert?
Schön sehen sie ja
aus, unsere Nachtguards mit ihren roten Massaitüchern, lässig auf die langen
Stecken gestützt und nonchalant darauf wartend, was die Nacht bringen wird. Nur
frage ich mich, wie viel sie im Ernstfall nützen würden. Eine Ausbildung haben
sie ja keine genossen, im besten Fall können sie wohl mit ihrem Stock und ihrer
Machete umgehen. Was aber, wenn die Einbrecher Faustfeuerwaffen haben? Dann
sind sie im schlechtesten Fall einfach Kanonenfutter. Es ist wahr, dass einem
hier praktisch auf Schritt und Tritt Uniformierte und andere Guards begegnen.
Ich zweifle aber daran, dass sie etwas bringen und viel mehr als Statisten
sind, die einen in einer bedenklichen Sicherheit wiegen sollen. Nicht von der
Hand zu weisen ist zudem, dass die meisten Einbrecher ihre Insiderinformationen
von den sogenannten ‚Watchies’ erhalten, die sich damit ein zusätzliches
Entgelt sichern.
Es kann daher nicht
erstaunen, dass mir kürzlich eine Kollegin erzählte, sie habe den Panikbutton in
der Meinung gedrückt, rund um ihr Haus pfiffen sich Einbrecher Signale zu. Wie
sich herausstellte, waren es dann doch nur trillernde Singvögel (auch wir
staunen immer wieder über komplizierte Tonfolgen, die wir noch nie gehört
haben), aber es hätte halt ebenso gut auch anders sein können. Ein gutes
Verhältnis zu seinem Wachpersonal aufzubauen und zu unterhalten, ist daher
unbezahlbar.
Zurück zu unseren
Helden. Die singend und pfeifend und immer zu einem Spässchen aufgelegt durch
unseren Compound schlendern. Morgens treffe ich sie meist auf dem Weg nach
Ruaka – dem nächstgelegenen Dorf, ausserhalb Nairobis – oder von daher kommend.
Vielleicht trinken sie dort ihren Frühstückscafé oder –tee und legen sich
danach hin. Aber eigentlich sehe ich sie ja während des ganzen Tages, und es
würde mich schon interessieren, wie seriös sie die Nächte durcharbeiten.
Gestern habe ich zudem erfahren, dass der eine auch noch schwerhörig ist. Hm,
zum Schlafen sicher angenehm, aber ein tauglicher Wächter?
Nun, uns geht’s bald
nichts mehr an.
Tutaonana
Eure African queen
Irène
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