Merry-Go-Round oder Konto auf kenianisch

Kenianische Männer haben den Ruf, ziemliche Womanizer zu sein, was vielleicht einher geht mit ganz, ganz vielen alleinerziehenden Müttern. Und was wiederum bedeutet, dass diese Frauen auf sich gestellt sind und einen Weg finden müssen, wie sie ihre Familie durchbringen. Dazu haben sie etwas kreiert, das sich ‚Merry-Go-Round’ nennt, ja, wie das Karussell. Bei unserer Emma – ebenfalls alleinerziehende Mutter – sieht das folgendermassen aus: Zweimal im Monat kommt sie mit den gleichen 15 Frauen zusammen, alle im Alter zwischen 28 und 45 Jahren. Jede Frau zahlt bei diesen Treffen KES 1200, im Monat kommen damit KES 36'000 zusammen (CHF 360). Nun hat jede der Frauen eine Nummer und bei jedem Meeting bekommt eine Nummer das mitgebrachte Geld. Schön der Reihe nach, wie beim Karussell geht’s rundherum und beginnt wieder von vorne, wenn die Letzte ihre Gabe erhalten hat. Das Geld wird benutzt, um sich Möbel zu kaufen, Kleider, die Schulgebühren zu bezahlen, einen Arzttermin oder die Miete. Jemand hat auch schon ein Geschäft damit eröffnet, eine andere das Geld einem Mann gegeben, damit er ihren Brautpreis entrichten konnte...

In Emmas Runde beginnen die Treffen jeweils um 3.00 p.m., und ist man nicht pünktlich, muss man KES 50 Strafe zahlen. Vom Bussengeld wird Besteck gekauft oder mal ein Topf, einzige Bedingung: Es muss für die Allgemeinheit sein. Auch sonst haben sie ihre eigenen strengen Regeln zu befolgen. Es darf nicht schlecht übereinander geredet werden, man muss sich abmelden, wenn man nicht teilnehmen kann, es wird in der Bibel gelesen und gebetet. Der gemütliche Teil kommt aber nicht zu kurz, es wird jeweils gegessen (meist Reis und Fleisch), gesungen, geplaudert und gelacht. Nach zwei Stunden trennt man sich, um sich zwei Wochen später erneut zu sammeln. Emma mag diese Zusammenkünfte, sie geben ihr Sicherheit, sie fühlt sich aufgehoben und hat einen Ort, wo sie ihre Sorgen loswerden kann. Zudem findet sie, man erziehe sich ein bisschen gegenseitig.
Viele kenianische Frauen gehören einer solchen ‚Merry-Go-Round’ an, manche haben mehr Mitglieder, bezahlen einen höheren Betrag, kochen nicht oder treffen sich nur einmal im Monat, aber das Prinzip ist das gleiche.
Sie sind unterschiedlicher Herkunft, einige wohlhabender als andere und können aus verschiedenen Tribes stammen. Wichtig ist, dass man sich auf sie verlassen kann. Die Katze wird nicht im Sack gekauft. In den Kreis aufgenommen werden, kann nämlich nur, wer von einem oder mehreren Mitgliedern empfohlen wird. Und ist es einer einmal nicht möglich, den ganzen Betrag zu bezahlen, ist das kein Drama, aber sie bekommt auch weniger zurück. Strenge Regel.

Tutaonana
Eure African queen
Irène
P.S. Die Männer treffen sich ebenfalls, allerdings haben ihre Meetings nur ein Ziel: Genug Geld zusammen zu bringen für the dowry, den Brautpreis. 








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