Kenia - haben wir die richtige Entscheidung getroffen?

Hm, eigentlich hatte ich etwas Horror vor sieben Wochen Winterferien mit den Missen. Und nun sind die Tage schon vorbei. Wer hätte gedacht, dass ich einmal schon denken würde. Ja, wir haben einiges unternommen in diesem Urlaub, viel, das uns Land und Leute ein Stück näher gebracht hat. Was wiederum hilft, sich eine Spur mehr Daheim zu fühlen. Denn da sind schon regelmässig auch die Zweifel, ob wir wohl richtig entschieden haben, hier zu bleiben. Sie kommen mit Vorliebe während dunkler Nachtstunden. Dann sehne ich mich ganz einfach nach einem übersichtlicheren, saubereren Leben. Einem Dasein, über das ich etwas mehr Kontrolle und abends das Gefühl habe, es sei alles an seinem Platz und habe seine Ordnung, wie ich es in der Schweiz oft hatte. Vielleicht war das immer eine Illusion, aber wenigstens eine beruhigende. Die Vorstellung von dieser hübschen Kommode, bei der ich vor der Nacht die Schubladen schliessen konnte, alles wunderbar beschützt und sicher. Wo mir hier hingegen das Bild einer offenen Schale vor Augen steht, aus der jeder Zeit alles davonfliegen, runter- oder reinfallen kann. Es gibt Zeiten, da ist das herrlich und will ich es nicht gegen die Enge einer Box umtauschen, aber es gibt eben auch die Zeiten, wo mir alles zu frei und zu wenig geregelt scheint.
Manchmal träume ich mich in eine staub- und ungezieferfreie Wohnung, aus welcher ich jederzeit ohne Angst vor die Tür treten und durch die Strassen drum herum schlendern kann, in welchen Freunde und Familie wohnen. Ohne Angestellte und die Verantwortung, die wir für sie übernehmen. Und zuweilen frage ich mich, ob es richtig war, die Sicherheit eines praktisch unkündbaren Jobs aufzugeben, zugunsten von etwas, das wir überhaupt nicht kannten und bei dem wir auch nicht wissen, wie es weiter gehen wird. Und natürlich bin ich unsicher, ob es gut ist, dass wir die Missen entwurzelten und ihnen ein völlig anderes Leben in einem fremden Land zumuten, statt dass wir sie in ihrem gewohnten und idealen Umfeld gelassen hätten.
Nun, was wäre wenn? Niemand weiss es, und keiner kann mir die Fragen beantworten, die Zweifel zerstreuen oder die Ängste nehmen. Mir bleiben die Hoffnung und der Wunsch, dass die Entscheidung gut war. Und der Trost, dass das Leben überall unberechenbar und unvorhersehbar ist und nirgends Garantien für Glück und Zufriedenheit bestehen, sondern, dass genau das, jeder für sich selber herausfinden muss.
Es gefällt uns hier in Kenia und die Missen freuen sich jetzt wieder auf die Schule, was mich froh stimmt.
Tutaonana
Eure African queen

Irène

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