Spitting Cobra




Ich habe schlecht geschlafen, was aber mit Sicherheit nicht am Himmelbett mit dieser grandiosen Aussicht ins Rift Valley liegt. Nein. Aber am Samstagabend, als ich müde und zufrieden nach einem Safaritag unter die Decke zum Richtigen schlüpfen will, schlängelt da leider noch jemand unter das Moskitonetz. Eine Schlange. „Eine Schlange!“ Der Gedanke und der Schrei kommen gleichzeitig. Der Schreck auch. „Eine Schlange? Wo denn?“ – „Da, gleich ist sie unter dem Bett!“ Auch der Richtige entdeckt sie, packt mein Buch und fragt: „Soll ich sie töten?“ Hm, wär vielleicht gar nicht schlecht, ich verspüre jedenfalls keinerlei Verlangen nach dem Reptil im Schlafzimmer. Aber töten mit einem Buch? Ich rase ins Wohnzimmer und bin wenig später mit einer Zweiliter-Thermoskanne zurück. Der Richtige schmettert den Krug auf das Tier. „Die ist hin.“ Von wegen, der Krug ja, aber das Tier kriecht scheinbar unverletzt in Richtung Nachtvorhang. Blöd. Und jetzt? „Wir rufen an der Rezeption an.“ Die Idee gefällt mir. Die ersten zwei Telefonnummern sind unbrauchbar, aber bei der dritten meldet sich endlich jemand. Und für einmal geht etwas schnell in Afrika. Keine fünf Minuten später stehen drei grünbekleidete game warden mit Pfeil und Bogen und langen Stecken in unserem Schlafzimmer. Ich stehe auf dem Bett unter dem Moskitonetz und dirigiere sie in Richtung Nachtvorhang und Versteck der Schlange. Eine kurze Frage nach der Grösse und schon hebt einer vorsichtig den Stoff. Das Tier wird sichtbar und augenblicklich schlägt er ihm mit seinem Stock auf den Kopf. Noch einmal. Und noch einmal. Irgendwann sieht es ziemlich zermalmt aus und bewegt sich nur noch marginal. Asante sana. 
„And what kind of snake was it?“ Lächelnd antwortet der Wildhüter: „Well, a spitting cobra. Deadly.“ What?! Das gibt dem ganzen Vorfall gleich noch etwas mehr Dramatik. „Mami, ich habe Angst.“ Ja, nicht nur du. Der Richtige sucht mit seiner Taschenlampe alle dunklen Ecken und Ritzen ab, was den Missen reicht, sie schlafen süss und selig.
Ich leider nicht. Dafür erlebe ich die mystische Stimmung, die der Mond über den grossen Graben zaubert, bis die Nacht verschwindet und mit einem Pastellhimmel der Tag erwacht.
Tutaonana
Eure African queen
Irène


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